Pittoni Valentino, Politiker. * Cormons (Friaul), 28. 5. 1872; † Wien, 11. 4. 1933. Absolv. die Handelsakad. in Triest. Nach anfänglicher Begeisterung für den Irredentismus wandte er sich als Mitgl. der 1869 gegründeten Società operaia Triestina mit Ucekar, Gerin und Oliva (s. d.) dem Marxismus zu. 1896 lernte er V. Adler (s. d.) kennen, der ihn wegen seiner intellektuellen und organisator. Fähigkeiten schätzte und starken Einfluß auf ihn ausübte. 1902, im Jahr der Niederschlagung des Gen.-Streiks durch das Militär, war P. Sekretär der Sozialist. Partei Triests. Er war Animator des Circolo di Studi Sociali, Chefred. des Parteiorgans „Il Lavoratore“ sowie Gründer und Leiter der Cooperative Operaie di Trieste, Istria e Friuli. Nach dem frühen Tod Ucekars trat P. dessen polit. Erbe an und wurde bald zum unumstrittenen Haupt des Triestiner Sozialismus, der von demokrat. und föderalist. Ideen der Erneuerung des Habsburgerreiches im Geist des sog. Austromarxismus geprägt war. In diesem Sinne organisierte P. 1905 in Triest ein italien.-österr.-ung. Sozialistentreffen. Sein dort gehaltenes Referat wurde die Basis für die hist. Bewertung der Politik der italien. Sozialisten in Österr. Bei der Reichsratswahl von 1907 erhielt P. ein Mandat, das 1911 erneuert wurde. Im Reichsrat war er Klubobmann der italien. Sozialisten und setzte sich für die Arbeiterkl. und die Einrichtung einer italien. Univ. in Triest ein. 1917 plädierte er für die italien. Internierten und Flüchtlinge in Österr., 1918 schloß er sich dem Plan an, den Donaustaat in eine Föderation autonomer Nationalitäten, in der Triest einen Sonderstatus bekommen hätte, umzuwandeln. 1919 gewann die radikale Strömung in der sozialist. Partei Triests die Oberhand und P. übernahm 1920 in Mailand die Stelle des Dir. des Consorzio italiano delle Cooperative ed Enti di consumo. 1925 ließ er sich in Wien nieder, wo er als Geschäftsführer der „Arbeiter-Zeitung“ in bescheidenen Verhältnissen lebte.