Pohl Karl Ferdinand, Musikwissenschafter und Komponist. * Darmstadt (BRD), 6. 9. 1819; † Wien, 28. 4. 1887. Sohn des Darmstädter Hofmusikers, Glasharmonikavirtuosen und Bibliothekars Karl Ferdinand P. (* Kreibitz/Chřibská, Böhmen, 5. 3. 1781; † Darmstadt, 25. 7. 1869); sollte Kupferstecher werden; 1841 kam er nach Wien, stud. ein Jahr bei Sechter Musiktheorie und gab dann selbst Musikunterricht. 1849–55 war er Organist an der evang. Kirche AB in Wien-Gumpendorf, 1858 und 1862 unternahm er Reisen nach London und war 1863–66 dort als Musiklehrer und Organist tätig. Die Ergebnisse seiner Untersuchungen über Mozarts und Haydns Londoner Tätigkeit waren die Grundlage für P.s umfangreiche Haydn-Biographie. 1866 wurde er Archivar und Bibliothekar der Ges. der Musikfreunde in Wien. Daneben war er als Berichterstatter über das Wr. Musikleben Mitarbeiter zahlreicher in- und ausländ. Ztg. und Z., in denen er als Antipode Hanslicks (s. d.) profilierte Beitrr. veröff. P. setzte auch die von seinem Großvater, Ferdinand Franz P. (* Kreibitz, 2. 6. 1748; † ebenda, 4. 11. 1809), begründete Tradition des Glasharmonikaspiels fort. Aus der Zeit seiner Wr. Organistentätigkeit stammen Kompositionen für Klavier und Orgel sowie einige Lieder, die mit Erfolg aufgeführt wurden. Seine gründlichen Musikkenntnisse und sein reiches hist. Wissen machten ihn zu einer in den musikal. Kreisen Wiens sehr populären Persönlichkeit.