Pollak, Heinrich; Ps. P. Heinrich, H(einrich) Klein (1835-1908), Journalist und Schriftsteller

Pollak Heinrich, Ps. P. Heinrich, H(einrich) Klein, Journalist und Schriftsteller. * Mattersburg (Burgenland), 2. 4. 1835; † Wien, 19. 10. 1908. Sohn eines Leinenhändlers, Vater des Juristen Rudolf P. (s. d.); besuchte das Schottengymn. in Wien und war schon während seiner Schulzeit journalist. tätig; 1859 Kriegsberichterstatter in Italien. Ab 1860 Red. der Wr. Ztg. „Morgenpost“ (lokaler Tl.), trug er durch sein außerordentliches Talent im Aufspüren von Neuigkeiten wesentlich zum Aufschwung dieses Bl. bei. 1866 war er Kriegsberichterstatter für die „Wiener Abendpost“ und die „Feldpost“ (Beibl. zum „Wiener Journal“) und war auch noch nach dem Ende des Krieges einige Zeit für den Patriot. Hilfsver. in Böhmen tätig. 1867 verließ P., der auch Korrespondent verschiedener Ztg. in Deutschland war, gem. mit Szeps und anderen Red.Mitgl. die „Morgenpost“ und übernahm als Miteigentümer und Red. des lokalen Tl. das „Neue Wiener Tagblatt“ (ehemaliges „Wiener Journal“), das, nicht zuletzt durch P.s Tätigkeit (Berichterstattung in der Mordaffäre Chorinsky), zu einer der angesehensten Ztg. Wiens – es verstand sich als Organ für das gehobene Wr. Bürgertum – wurde. Gem. mit Szeps erwarb und modernisierte er für den Druck des „Neuen Wiener Tagblatts“ die Druckerei Jacobi in Wien I., Augustinerstr. 12, ab 1872 gehörte er dem Verwaltungsrat der neugegründeten Steyrermühl Papierfabriks- und Verlags-AG an, die Ztg. und Druckerei gekauft hatte. P.s fulminanter Aufstieg vom Lokal- und Gerichtssaalberichterstatter zum Mitbegründer und Miteigentümer von Wiens zweitgrößter, zeitweise meistgelesener Tagesztg. spiegelt die Entwicklung des Wr. Pressewesens in der zweiten Hälfte des 19. Jh., die zunehmende Bedeutung des Reportertums im großen Stil, als dessen typ. Vertreter, wenn nicht Begründer, P. angesehen werden kann. Darüber hinaus sind seine autobiograph. Schriften trotz gelegentlich zu weitgehender Diskretion und manchmal unkrit. Selbstbespiegelung als Zeitdokumente bedeutsam.

W.: Kleine Residenzgeschichten, 1884; 30 Jahre aus dem Leben eines Journalisten, 3 Bde., 1894–98; Erzh. Johann. Ein Charakterbild, 1901; Erlebnisse eines Kriegskorrespondenten aus den Jahren 1859, 1866 und 1870, 1908; etc. Romane, Erz. und Feuilletons in Ztg. und Z., wie Morgenpost, Neues Familien-Journal etc.
L.: Neues Wr. Tagbl. vom 19. 10. 1908 und 6. 3. 1927; N. Fr. Pr. (Abendausg.), Wr. Ztg. (Abendausg.) und Fremden-Bl. vom 19. 10., Neues Wr. Journal vom 20. 10. 1908; Brümmer; Eisenberg, 1893, 1; Giebisch–Gugitz; Kosch; Kosel; Nagl–Zeidler–Castle 3, s. Reg.; Wininger; Don Spavento, Wr. Schriftsteller & Journalisten, 1874, S. 105 ff.; A. Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482–1882, 2, 1887, S. 343, 347, 354; J. Stern–S. Ehrlich, Journalisten- und Schriftsteller-Ver. Concordia 1859–1909, 1909, S. 176; K. Paupié, M. Szeps, phil. Diss. Wien, 1949; F. Medek, „Morgenpost“. Eine Ztg.Monographie, phil. Diss. Wien, 1951; K. Paupié, Hdb. der österr. Pressegeschichte 1848–1959, 1, 1960, S. 141 f., 150 f.
(E. Lebensaft)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 37, 1980), S. 169
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