Porta Carlo, Schriftsteller. * Mailand, 15. 6. 1775; † Mailand, 5. 1. 1821. Sohn eines österr. Beamten; wies sich schon nach Abschluß seiner Internatsstud. in Monza als vielversprechender Poet aus. Während der französ. Besetzung Mailands verlor der Vater seinen Posten und schickte seine Söhne nach Venedig. Während der kurzen Restaurationsphase von 1799 kehrte P. nach Mailand zurück, wo er, dem Wunsch des Vaters entsprechend, eine Stelle beim Liquidierungsamt für öff. Staatsschulden annahm. Um sich in nachnapoleon. Zeit nicht polit. zu kompromittieren, dämpfte P. in einem neuen bürgerlichen Beamtenbewußtsein die anfangs stark aufklärer. antiklerikalen und satir. Tendenzen seiner Dichtung. Im literar. Zirkel der Cameretta wurde er zum begeisterten Romantiker. Noch von der Mailänder Aufklärung geprägt, daher auch offen gegenüber der geistigen Entwicklung, die mit den sozialen auch nationale Veränderungen brachte, fand sich P. in der Nähe des Satirikers Parini, den der Alltag zu sozial- und zeitkrit. Dichtungen anregte. Als Laienschauspieler des Teatro patriottico, als Mitgl. der Accademia letteraria milanese folgte P. einer literar. Moderichtung: die fragmentar. Übertragung von Dantes „Inferno“ in den Mailänder Dialekt wurde zu einer sprachlich-metr. Übung, die auch auf seine bedeutendere Versdichtung einwirkt. Ab 1812 publ. er kürzere und längere Gedichte, die ihn berühmt machten: „Desgrazzi de Giovannin Bongee“, gefolgt von „Olter desgrazzi“ sowie die legendenhafte „Vision“, in der Erbauliches in Komik umgesetzt wird, wie dies auch in „Fraa Zenever“, „Un miracol“ und „Fraa Diodatt“ geschieht. Weitere Titel betreffen ebenfalls den Alltag; Volkstypen erzählen ihr Geschick – eine kleinbürgerliche Thematik, die sich der Autor mit iron. und erheiternder Überlegenheit im Sinne vernünftiger Humanität zurechtlegt. Seine Stärke liegt in der Gestaltung der traditionellen Kunstformen des Sonetts, der Sestine, der Oktave. Die literar. Kritik rühmt an P. in hohem Maße die Eigenwilligkeit und Originalität, diese Formen in Mailänder Dialekt umgesetzt zu haben. In dieser sprachlichen Gestaltung liegen aber auch die Grenzen für den Zugang zu seiner Dichtung.