Pratobevera von Wiesborn Adolf Frh., Jurist. * Bielitz-Biala (Bielsko-Biała, österr. Schlesien), 12. 6. 1806; † Wien, 16. 2. 1875. Sohn des Folgenden, Cousin des Off. und Historikers Eduard P. (s. d.); stud. 1824–28 an der Univ. Wien Jus, trat 1828 als Konzeptspraktikant bei der Hof- und niederösterr. Kammerprokuratur ein, 1830 Dr. jur. und Richteramtsprüfung. 1831 Ratsprotokollist, ab 1837 Rat beim niederösterr. Landrecht; 1838–42 Appellationsrat (1840 Präs.) bei der Bundeszentralbehörde in Frankfurt a. Main, wo er u. a. mit Veith und Brentano in Verbindung trat. 1844–49 gehörte er dem Kreis um A. Frh. v. Doblhoff-Dier (s. d.) und dem Jurid.-polit. Lesever. an. 1847 wurde P. Sekretär Erzh. Johanns (s. d.) in dessen Eigenschaft als Kurator der neugegründeten Akad. der Wiss. in Wien. 1848 wurde er Min.Rat im Justizmin., 1850 Leiter der legist. Sektion. Nach dem Rücktritt Schmerlings (1850) auf eigenes Ansuchen von diesem Posten enthoben, wurde er Rat des Obersten Gerichtshofes. 1861 und 1867 niederösterr. Landtagsabg. und Reichsratsabg. (Liberale Partei). 1861 Minister ohne Portefeuille und im selben Jahr Justizminister, trat P. in einer programmat. Erklärung vor dem Reichsrat für die Unabhängigkeit und Unversetzbarkeit der Richter, für die Trennung von Justiz und Verwaltung und für die Einführung von Geschworenengerichten ein. Ein Augenleiden zwang ihn zuerst zueinem längeren Urlaub, 1862 zum Rücktritt. 1867–69 Landmarschall von NÖ, ab 1869 lebenslängliches Mitgl. des Herrenhauses. P. widmete sich auch humanitären Aufgaben und setzte sich tatkräftig für die Erziehung verwahrloster Jugendlicher ein.