Pregl, Fritz (1869-1930), Chemiker

Pregl Fritz, Chemiker. * Laibach (Ljubljana), 3. 9. 1869; † Graz, 13. 12. 1930. Stud. Med. an der Univ. Graz, 1894 Dr. med., 1899 Priv.Doz. für Physiol., 1904 ao. Prof. für Physiol. an der Univ. Graz, 1910 o. Prof. für angewandte medizin. Chemie an der Univ. Innsbruck, 1913 o. Prof. für angewandte medizin. Chemie an der Univ. Graz, 1916/17 Dekan, 1920/21 Rektor. Als Schüler A. Rolletts war P. ursprünglich mit physiolog. und physiolog.-chem. Problemen beschäftigt. Zunächst in Verbindung mit Skraup, später, angeregt durch Arbeiten bei Ostwald in Leipzig und bei. E. Fischer in Berlin, wandte er sich verschiedenen organ.-chem. Fragen zu. Ein bei einer Untersuchung über Gallensäuren auftretender Materialmangel bei einer Analyse führte P. zur Begründung der organ. Mikroanalyse, – ein Gebiet, das für immer mit seinem Namen verbunden bleiben wird. Die von ihm ausgearbeitete Methodik ermöglichte es, die zu einer Analyse organ. Substanzen notwendige Menge auf ein Fünfzigstel der bis dahin erforderlichen zu reduzieren und die dafür aufzuwendende Zeit wesentlich zu kürzen. Die organ. Mikroanalyse wurde unentbehrlich für die Konstitutionsaufklärung vieler Stoffe der organ. Chemie und ein entscheidender Fortschrittsfaktor für jene Forschungsgebiete, bei denen biochem. wichtige Stoffe oft nur in kleinsten Mengen für eine Analyse zur Verfügung stehen (medizin. Chemie, Tier- und Pflanzenphysiol. etc.). In Anerkennung der hohen Bedeutung dieser Arbeiten wurde ihm 1923 der Nobelpreis für Chemie verliehen. P. entwickelte und verfeinerte auch verschiedene Methoden auf dem Gebiete der prakt. Med. Eine von ihm hergestellte Jodlösung wurde in der medizin. Praxis häufig angewendet. P. wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1914 Liebenpreis der Akad. der Wiss. in Wien, 1920 Dr. h. c. der Univ. Göttingen, 1921 korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, 1929 Ehrenbürger von Graz.

W.: Ueber die Ursachen der hohen Werthe des C/N-Quotienten des normalen menschlichen Harns, in: Archiv für die gesammte Physiol. 75, 1899; Über Isolierung von Desoxycholsäure und Choloidansäure aus frischer Rindergalle und über Oxydationsproducte dieser Säuren, in: Sbb. Wien, mat.-nat. Kl. 111, Abt. 2b, 1902; Die quantitative organ. Mikroanalyse, 1917, 7. Aufl., neubearb. von H. Roth, 1958; Vortrag, gehalten anläßlich der Verleihung des Nobelpreises für Chemie . . ., in: Les Prix Nobel en 1923, 1924; zahlreiche Abhh. in verschiedenen Fachz.
L.: Österr. Hochschulztg. vom 15. 5. 1969; H. Lieb, F. P. (1869–1930), in: Berr. der Dt. chem. Ges. 64 A, 1931, S. 113 ff.; ders., F. P. zum Gedächtnis, in: Z. für Mikrochemie 9, 1931, S. 105 ff.; F. P.s letzte Fahrt, in: Oesterr. Chemiker-Ztg. 43, 1931, S. 7 f.; S. Edlbacher, Begründer der quantitativen organ. Mikroanalyse, in: Z. für angewandte Chemie 44, 1931, S. 29 f.; Almanach Wien 81, 1931; H. Lieb, F. P. Zum 20. Todestag, in: Z. für Mikrochemie 35, 1950, S. 123 ff.; Kürschner, Gel.Kal., 1925–1928/29; N. Österr. Biogr. 8, 1935, S. 117 ff.; Österr. Naturforscher, S. 58 ff.; Poggendorff 5–7a; A. Chwala, F. P., österr. Nobelpreisträger für Chemie, 1923; O. Hammarsten, Chem. Nobelpreis, in: Les Prix Nobel en 1923, 1924, S. 27 ff. (schwed. und dt.); F. P., ebenda, 1924, S. 82 ff.; V. Junk, Die Nobelpreisträger, 1930, S. 127; R. Carstensen, F. P., in: Via regia. Nobelpreisträger auf dem Wege ins Atomzeitalter, hrsg. von R. Erckmann, 1955, S. 47 ff.; J. und R. Gicklhorn, Die österr. Nobelpreisträger (= Österr.-R. 48), 1958; Österreichs Nobelpreisträger, 1961; W. v. Bonin, Die Nobelpreisträger der Chemie (= Forum imaginum 9), 1963; E. Hayek, Nobelpreisträger der Chemie an der Univ. Innsbruck, in: Beitrr. zur Technikgeschichte Tirols 2, 1970, S. 7 f.; F. Huter, Die Fächer Mathematik, Physik und Chemie an der Phil. Fak. zu Innsbruck bis 1945 (= Veröff. der Univ. Innsbruck 66), 1971, s. Reg.; 50. Jahrestag der Verleihung des Nobelpreises für Chemie an F. P., 1973; P. Weingartner, Mathematik und Naturwiss., o. J., S. 39, 78, Manuskript, Österr. Akad. der Wiss., Wien.
(W. Oberhummer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 38, 1981), S. 254
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