Prešeren France, Schriftsteller. * Velben (Vrba, Krain), 3. 12. 1800; † Krainburg (Kranj, Krain), 8. 2. 1849. Stammte aus einer alteingesessenen Bauernfamilie; absolv. an der Univ. Wien 1821/22 den dritten philosoph. Jg. und stud. 1822–26 Jus. Daneben wirkte er 1822/23 als Hauslehrer im Klinkowströmschen Erziehungsinst. und nahm hier auf das frühe dichter. Schaffen seines Landsmannes A. Grün (s. Auersperg Anton A. Gf.) wesentlichen Einfluß, was eine lebenslange Freundschaft zwischen beiden begründete. Nach seiner Prom. zum Dr. jur. (1828) war er bis 1831 in Laibach (Ljubljana) Advokaturspraktikant. 1832 legte er die Richteramts- und Advokatenprüfung in Klagenfurt ab, 1832–46 war er als Konzipient und Kanzleileiter in Rechtsanwaltskanzleien in Laibach tätig. Nach fünf abschlägig beschiedenen Ansuchen erhielt er 1846 eine Rechtsanwaltsstelle in Krainburg. Schon während seiner Schulzeit in Laibach schloß P. mit dem Philologen Čop (s. d.) Bekanntschaft, der in zunehmendem Maße die künstler. Entfaltung P.s beeinflußte, sodaß man von einem Cop-P. schen literar. Programm der slowen. Romantik sprechen kann, das P. in seinem Lebenswerk prakt. verwirklichte. Während der Wr. Jahre lernte er die Literatur der kath. Wr. Romantik und ihrer Antagonisten kennen und schätzen. Sein erstes Gedicht erschien 1827; in den 20er Jahren meldete er sich nur zögernd zu Wort und bediente sich dabei meist traditioneller Formen. Umso ausgereifter und vielgestaltiger war die dichter. Ernte im nächsten Jahrzehnt, in dem P. als der slowen. Dichter der europ. Romantik hervortritt. Vraz, F. L. Čelakovský (s. d.), Mácha (s. d.) und Korytko (s. d.) stellten die Verbindungen zur slaw. Romantik her. Zum Zweck einer slowen.-dt. literar. Kommunikation schrieb P. einige Gedichte, Epigramme und literar. Scherze in dt. Sprache, einige andere überhaupt zweisprachig. Die meisten Texte veröff. er in Z. und Almanachen, wie im „Illyrischen Blatt“, in der „Krajnska Čbelica“, in der „Carniola“ und in den „Novice“. Anregungen der dt., bes. der Wr. Romantik, die Adaptierung europ., vor allem roman., Kompositionsformen, namentlich in der Strophik, und eine der Struktur des Slowen. und der slowen. literar. Situation entsprechende Poetik der Romantik schufen die Voraussetzungen, daß P.s Dichtungen unter den bes. gearteten und schwierigen slowen. Verhältnissen zugleich mit der persönlichen auch nationale und soziale Dimensionen und eine als klass. empfundene Gestalt erhielten. Da in der slowen. Literatur die Romantik evolutiv aus den poet. Formen, die dem Klassizismus und der eigenen Volksliedtradition entstammten, hervorging, überwiegt auch in der Sprache P.s ein Zug zur Sachlichkeit und Klarheit ohne ausgesprochen romant. Metaphorik. Seine Dichtung kennt die drei zentralen Motive Liebe, Kunst und Heimat, wobei seine persönliche Liebesauffassung wesentlich das vitale und kulturschöpfer. Prinzip seiner Persönlichkeit verkörpert. Im kunstvoll komponierten „Sonetni venec“ (Sonettenkranz), dem ersten Höhepunkt seines Schaffens, verband er persönliches Glück in der Liebe mit der kulturellen Zukunft seines Volkes und bekannte sich zu einem Wirken, in dem in enger Verbindung das eine als Voraussetzung des anderen dient.