Prus Jan (Johann), Pathologe und Veterinärmediziner. Geb. Wadowice, Galizien (PL), 26. 1. 1859; gest. Lwów, Polen (L’viv, UA), 9. 11. 1926; vermutlich röm.-kath. Sohn des Schmieds Maciej Prus, Vater u. a. des Mediziners Marian Prus (1889–1923); verheiratet. – Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte P. 1877–82 Medizin an der Universität Krakau; 1883 Dr. med. Im Anschluss vertiefte er seine Kenntnisse als Demonstrator, dann als Assistent an der Abteilung für allgemeine und experimentelle Pathologie bei Tadeusz Browicz. 1885–87 wirkte er als Assistent an der Abteilung für innere Krankheiten bei →Edward von Korczyński und an der Abteilung für Physiologie bei Napoleon Cybulski. Dank eines Stipendiums der Jagiellonen-Universität spezialisierte er sich 1887 in Berlin auf pathologische Anatomie und lernte in Paris bei dem Pathologen und Histologen Victor André Cornil sowie an der neurologischen Abteilung im Hôpital de la Salpêtrière bei Jean-Martin Charcot. Danach zog er nach Lemberg, wo er 1887–89 an der Veterinärschule studierte und daneben als Assistent an der Abteilung für allgemeine Pathologie tätig war. 1889–94 lehrte er als o. Professor an der Veterinärschule allgemeine und experimentelle Pathologie sowie Tier- und Fleischbeschau. 1894–96 fungierte er als Professor für pathologische Anatomie und allgemeine Pathologie. 1896 wechselte er an den Lehrstuhl für allgemeine und experimentelle Pathologie der medizinischen Fakultät der Universität Lemberg; 1900/01 Dekan. 1902–05 fungierte er als Leiter der dortigen Abteilung für Pharmakologie und Pharmakognosie. 1917 trat er in den Ruhestand, praktizierte jedoch weiterhin als Neuropathologe. P., der als einer der Begründer der Kardiochirurgie in Europa gilt, befasste sich mit der Reanimation von Tieren und Menschen, u. a. insbesondere nach hohem Blutverlust, Erstickungsanfällen, Stromunfällen sowie Chloroformvergiftungen. Er wandte erstmals eine Herzdruckmassage am offenen menschlichen Herzen an. Seine diesbezüglichen Erkenntnisse hatten bedeutenden Einfluss auf die Weiterentwicklung der Reanimationsmaßnahmen und die Herzchirurgie. Darüber hinaus beschäftigte sich P. mit Fragen der Histophysiologie und Pathologie des Zentralnervensystems, der Schilddrüse sowie der Pathogenese der Epilepsie. P. verfasste rund 40 wissenschaftliche Werke auf Polnisch, Deutsch und Französisch, u. a. in der „Wiener klinischen Wochenschrift“, dem „Przegląd Weterynarski“, dem „Przegląd Lekarski“, in „Rozprawy Akademii Umiejętności. Wydział Matematyczno-Przyrodniczy“ und in den „Archives de médecine expérimentale et d’anatomie pathologique“. Darüber hinaus arbeitete er am 1. Teil des von Walery Jaworski redigierten Lehrbuchs „Nauka o chorobach wewnętrznych“ (1905) mit. Ab 1895 fungierte P. als Präsident des Galicyjskie Towarzystwo Weterynarskie, 1896 als Präsident des Towarzystwo Lekarskie Lwowskie. 1900 und 1911 nahm er mit vielbeachteten Vorträgen an den Tagungen der polnischen Ärzte und Naturwissenschaftler in Krakau teil.