Purkyně Jan Ev. von, Physiologe. * Libochowitz (Libochovice, Böhmen), 18. 12. 1787; † Prag, 28. 7. 1869. Bruder des Folgenden, Vater des Vorigen und des Malers Karel P. (s. d.), Großvater des Geologen Cyrill P. (s. d.); absolv. die philosoph. Jgg. 1807–09 in Prag, war danach bis 1812 in verschiedenen Familien Erzieher und stud. dann an der Univ. Prag Med., 1818 Dr. med. 1819–23 war er Ass.-Prosektor in Prag. 1820 bewarb er sich um die Professur für materia medica an der Univ. Prag, im selben Jahr um die Professur für Anatomie in Pest (Budapest), beide Male erfolglos. 1822 besuchte er Goethe in Weimar. 1823 wurde P. Prof. der Physiol. und Pathol. an der Univ. Breslau (Wrocław), 1839 gelang ihm dort die Gründung des Physiolog. Inst. 1850 wurde er Prof. der Physiol. an der Univ. Prag, 1851 eröffnete er dort das neuerrichtete Physiolog. Inst. 1853 gründete er die tschech. wiss. Z. „Živa“, die er bis 1863 herausgab. 1862 gründete er gem. mit anderen den Ver. Spolek lékařů českých (Ver. tschech. Ärzte), welcher sich insbes. um die Herausgabe der Z. „Časopis lékařů českých“ verdient machte. Ca. 1850 begann P. an der Univ. Prag seine Vorlesungen in dt. und tschech. Sprache zu halten und trat auch sonst für die Gleichberechtigung der tschech. und dt. Studenten an der Univ. ein. Mit P.s Namen wird eine ganze Reihe von Begriffen verbunden, wie z. B. in der Physiol. (P.s Gesetz über den Schwindel, P.s Phänomen – scheinbare Änderung der Farbe bei Wechsel der Lichtintensität –, P.s katoptr.-dioptrist. Bilder, die durch das Spiegeln der Gegenstände auf den einzelnen Bruchflächen des Auges entstehen), in der Histol. und Embryol. (P.sche Zellen, P.scher Nervenachsenzylinder, P.sche Fasern in den Herzmuskeln, P.sches fruchtkeimendes Bläschen). Er verwendete als erster das Wort Protoplasma. P. wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1869 nob., 1848 korr., 1860 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien, Mitgl. der Royal Society in London, Mitgl. der Akad. der Wiss. in St. Petersburg, Mitgl. der Acad. des Sciences in Paris.