Pyrker von Felső-Eőr Johann Ladislaus, Erzbischof, Schriftsteller und Mäzen. * Nagyláng, Kom. Fehér (Ungarn), 2. 11. 1772; † Wien, 2. 12. 1847. Nachkomme einer im 16. Jh. in Ungarn geadelten, angeblich aus Tirol stammenden Familie; absolv. das Gymn. in Stuhlweißenburg (Székesfehérvár), wo er von den Schriftstellern Ányos und Virág beeinflußt wurde, dann an der Akad. in Fünfkirchen (Pécs) die philosoph. Jgg. und wurde Praktikant an der kgl. Statthalterei in Ofen (Budapest). Er sollte in Palermo Sekretär des Gf. P. d’Antonis werden, kehrte aber 1792, z. Tl. auf dem Seewege – ein wichtiges Erlebnis für seine späteren schriftsteller. Arbeiten –, nach Hause zurück. Im selben Jahr trat er in das Zisterzienserstift Lilienfeld ein und stud. Theol. in St. Pölten. 1796 Priesterweihe. Nachdem er während der Kriegszeit im Stift Lilienfeld verschiedene Ämter bekleidet hatte und 1807–1811 Pfarrprovisor in Türnitz gewesen war, wurde er 1811 Prior und 1812 Abt. 1818 Bischof der Diözese Zips/Spiš (heute Slowakei), 1820 Patriarch von Venedig, 1821 Primas von Dalmatien, ab 1826 Erzbischof von Erlau (Eger). P.s von den Zeitgenossen vielfach überschätzte Bedeutung als Schriftsteller bezog sich auf die sog. vaterländ. Dramen mit Anklängen von und an Th. Körner, Collin (s. d.) etc., auf die Epen, auf die Legenden und Gedichte. Obwohl P. mit bedeutenden Schriftstellern wie Grillparzer (s. d.), den Brüdern Collin, K. Pichler (s. d.) und Hormayr (s. d.) verkehrte, entsprachen weder seine stark am Mittelalter orientierten christlich-romant. Vorstellungen noch sein an Klopstock geschulter Stil dem Geist seiner Zeit, wenn auch seine antiken Mustern nachempfundene Schreibweise zunächst allg. Begeisterung (Übers. ins Italien., Latein., Tschech. und Armen.) hervorrief. Die Übers. F. v. Kazinczys (s. d.) ins Ung. Lösten wegen P.s Deutschsprachigkeit den sog. P.-Streit aus. P. leistete auch auf kulturellem Gebiet Bedeutendes. Er gründete Lehrerbildungsanstalten (Zips, Erlau) und eine Zeichenschule (Erlau), erweiterte das Wr. Blindeninst. und ließ 1831–36 die Erlauer Kathedrale von Hild (s. d.) in klassizist. Stil umbauen. Seine z. Tl. als Patriarch von Venedig erworbene Smlg. von 192 Gemälden stiftete P. dem Ung. Nationalmus. Mitgl. zahlreicher gel. Ges., u. a. Ehrenmitgl. der Ung. Akad. der Wiss. (1844) und Gründungsmitgl. der Akad. der Wiss. in Wien (1847).