Rachmann Wilhelm, Industrieller. * Tannwald (Tanvald, Böhmen), 15. 2. 1846; † Haida (Bor, Böhmen), 1. 6. 1916. Sohn eines Fleischers; erhielt seine Ausbildung in einer Glasmanufaktur; 1874 begann er gem. mit seinem Bruder, Heinrich R. (1851–1915), in Langenau (Skalice) einen Glaswarenhandel für Hohlgläser mit Manufaktur, spezialisiert auf hochwertiges geschliffenes Kristallglas. 1876 wurde die Fa. Brüder R., Glasraffinerie und Glashandel, gegründet, 1881 die Glasschleiferei Karl Schappel in Langenau erworben, 1884 wurde der Firmensitz, unter Beibehaltung des Zweigbetriebes in Langenau, nach Haida verlegt. Heinrich R. errichtete 1884 in Berlin eine selbständige Zweigniederlassung mit eigener Metallwarenerzeugung. Um 1890 wurde der Metallbetrieb von Berlin nach Haida verlegt, ab 1906 (ca. 200 Beschäftigte) wurden die Fabriksanlagen sukzessive vergrößert und modernisiert, sodaß das Werk zu den vorbildlichsten der Branche gehörte. Filialen bzw. Verkaufstellen gab es in Wien, Paris, Leipzig und Berlin. Die Fa., welche geschliffenes Kristallglas mit Metallmontierungen und mit Metall verbundene Gebrauchsgläser als neuen Ind.Zweig in Österr. und Deutschland einführte, wurde auf vielen Ausst. für ihre hervorragenden Erzeugnisse ausgezeichnet, u. a. in London (1891), Berlin (1895), Paris (1900), Bologna (1902), St. Louis (1904), Brüssel und Wien (1910). R.s Söhne, Wilhelm (1882–1943) und Bruno (1885–1938), wurden 1911 öff. Gesellschafter der Fa. Brüder R. in Haida. Sie erweiterten das Unternehmen u. a. um die Werksgebäude der Glasfabrik Gebrüder Zahn, trennten sich jedoch 1932. Wilhelm baute das Metallwerk in Haida zu einem der bedeutendsten seiner Art in Nordböhmen aus (1939 mehr als 700 Betriebsangehörige), Bruno führte u. a. die Glasschleiferei in Langenau weiter und richtete eine Bastwarenerzeugung ein, in der bis zu 250 Heimarbeiter beschäftigt wurden.