Raczyński Jan Rudolf, Pädiater. * Neusandez (Nowy Sącz, Galizien), 16. 11. 1865; † Lemberg (L’viv), 1. 8. 1918. Stud. 1883–89 an der Univ. Krakau (Kraków) Med., daneben 1886–88 auch Jus. 1889 Dr. med. 1889/90 war er als Militärarzt, 1890–96 als Sekundararzt am St. Ludwig-Kinderspital in Krakau, 1892–96 als Ass. bei Jakubowski an der Univ.Kinderklinik tätig. 1894 bildete er sich an der Univ. Breslau (Wrocław) bei A. Czerny (s. d.) weiter, wurde 1896 Priv.Doz. für Kinderheilkde. an der Univ. Krakau, 1902 ao. Prof. und Leiter der Säuglingsabt. an der Univ.Klinik. 1900–04 organisierte R. pädiatr. und Impfkurse für Ärzte sowie Kongresse für Naturwissenschafter und Ärzte in Krakau und Lemberg; 1893–1904 war er Red.Mitgl. des „Przegląd Lekarski“. Ab 1904 wirkte er in Lemberg als ao. Prof. der Kinderheilkde. (1913 o. Prof.) und Leiter des St. Sophien-Kinderspitals. Er erbaute auch eine kleine, moderne Kinderklinik. R. war einer der Initiatoren (1905) und zugleich Mitred. der Ws. „Lwowski Tygodnik Lekarski“, 1908 gründete und red. er die Z. „Przegląd Pediatryczny“, außerdem gründete und leitete er eine Ges. zum Schutz des Kindes und war Kurator des Ver. Wzajemnej Pomocy Medyków (Gegenseitige medizin. Hilfe). Während der russ. Okkupation von Lemberg (1914/15) verwaltete er die interne und chirurg. sowie die Augen- und Gebärklinik. In seinen wiss. Arbeiten beschäftigte sich R. u. a. mit der Pathol. der Speiseröhre des Säuglings, mit Verdauungsstörungen bei Kindern, mit Diphtherie, Scharlach, Gehirnhautentzündung, Tuberkulose, mit der Ätiol. der roten Ruhr, dem Zusammenhang von Gicht und Veitstanz und mit dem Einfluß von Mikroorganismen auf die Blutzirkulation. 1910/11 vermochte er die Kenntnisse von der Ätiol. der Rachitis zu erweitern. R., auch künstler. und literar. begabt, war mit Wyspiański, Rydel, J. Kasprowicz (s. d.), Boy-Żeleński, Malczewski (s. d.) u. a. befreundet.