Raimondi, Antonio (1826-1890), Naturwissenschaftler

Raimondi Antonio, Naturwissenschafter. * Mailand, 19. 9. 1826; † San Pedro de Lloc (Peru), 26. 10. 1890. Erhielt seine wiss. Ausbildung in Mailand. Nachdem er Italien aus polit. Gründen verlassen hatte, kam er 1850 nach Peru, ein Land, für das er sich bereits als Kind interessiert hatte. Bald nach seiner Ankunft in Lima wurde er mit Katalogisierungsarbeiten am physikal.-naturhist. Kabinett des Colegio de la Independencia (später medizin. Fak.) der Univ. Lima beauftragt. 1851–75 wirkte er als Prof. der Naturwiss. und (ab 1861) der analyt. Chemie an der medizin. Fak. der Univ. Lima. 1862 Dr. der Naturwiss. 1851–1869 bereiste R. ganz Peru, z. Tl. noch unbekannte Landestle., und sammelte archäolog. Objekte, Pflanzen, Mineralien, Fossilien und Nachweise menschlichen Lebens im Urwald. Sein Hauptwerk, „El Perú“, welches er nicht vollenden konnte, enthält geographische Entdeckungen enzyklopäd. Charakters. Über seine 1873–79 gem. mit Jelski unternommenen Reisen, die ihn u. a. in die Provinz Cajamarca führten, gibt es keinerlei Angaben. R.s Lieblingsgebiet war die Botanik. Auf seinen Reisen sammelte und bestimmte er stets Pflanzen und entdeckte zahlreiche neue Arten. Ihm zu Ehren wurden zwei Pflanzengattungen, Raimondia Safford (Annonaceae) und Raimondianthus Harms (Leguminosae) sowie viele Pflanzcnarten benannt. Seine reichen naturwiss, und ethnograph. Smlg. sowie etwa 300 Pflanzenabb. werden in Lima im Mus. de Historia Natural „Javier Prado“ der Univ. Nacional Mayor de San Marcos und in der Univ. Nacional de Ingeniería, sein Briefwechsel, seine Aquarelle und diverse Manuskripte im 1981 unter der Patronanz der Asociación Educacional A. R. gegründeten Mus. A. R. aufbewahrt. Durch seine Tätigkeit als Anthropologe, Archäologe, Botaniker, Chemiker, Ethnograph, Geograph, Geologe, Historiker, Mineraloge, Paläontologe und Zoologe leitete er in Peru eine neue wiss. Ära ein und beeinflußte entscheidend den Fortschritt auf allen Wiss.Gebieten. R., vielfach geehrt und ausgezeichnet, gilt in Peru als dessen „moderner“ Entdecker und als „Vater der modernen Geographie“. Auf seine Pionierleistungen konnten andere Wissenschafter, wie z. B. der Ornithologe Taczanowski, der Archäologe Chavin und der Paläontologe Gabb aufbauen.

W.: Elementos de botánica aplicada a la medicina y a la industria, 2 Bde., 1857; Apuntes sobre la provincia litoral de Loreto, 1862; El departamento de Ancash y sus riquezas minerales, 1873; El Perú, 4 Bde., 1874–1902 (mit biograph. Angaben in Bd. 1 und 4); Minerales del Perú . . ., 1878; Estudios sobre el magistral, 1880; Aquas minerales del Perú, 1882; Minas de oro de Carabaya, 1883; Minas de oro del Perú, 1887; Carabaya y Sandia, 1887; Mapa del Perú, 37 Bll., 1888–1902; etc. Zahlreiche Abhh. in Z.
L.: Allg. Ztg. (Beilage) vom 12. 2. 1891; I lavori geografici di A. R., in: Bollettino della Società Geografica Italiana, 1885, S. 762 ff., 1891, S. 7 ff.; E. Werdermann, Plantae Raimondianae, in: Notizbl. des Botan. Gartens und Mus. zu Berlin 10, 1930, S. 724 f.; Boletín del Museo de Historia Natural . . . 9, 1939. S. 56; Poggendorff 3; A. Alfani, Battaglie e vittorie, 1890, S. 510; A. Weberbauer, Die Pflanzenwelt der peruan. Anden (= Die Vegetation der Erde 12), 1911, S. 13 f.; J. H. Barnhart, The New York Botanical Garden. Biographical Notes upon Botanists 3, 1965; J. Basadre, Peruanos del siglo XIX, 1981, S. 174; Museo „A. R.“, 1981; Mitt. V. Azzariti, Lima, Ch. Riedl-Dorn, Wien.
(C. Loli Lucich)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 393
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