Rainer, Ludwig (1821-1893), Volkssänger und Gastwirt

Rainer Ludwig, Volkssänger und Gastwirt. * Fügen (Tirol), 21. 7. 1821; † Bad Kreuth, Bayern (BRD), 15. 5. 1893. Sohn der Maria R., die sich mit ihren Geschwistern Felix, Anton, Josef und Franz, dem Beispiel anderer im Ausland umherziehender Tiroler folgend, zu einer Sängerges. zusammengeschlossen hatte, welche ab 1824 über ein Jahrzehnt lang auf ausgedehnten Konzertreisen durch Deutschland und England mit großem Erfolg an den Fürstenhöfen dieser Länder auftrat. Aus dem Erlös dieser Tourneen kaufte Josef 1832 den „Hackelturm“ in Fügen und führte ihn als Gasthof, seine Brüder Franz und Anton wurden Postmeister und ebenfalls Gastwirte in Fügen bzw. Schwaz. Ludwig R., wohl der bedeutendste Vertreter dieser weitverzweigten Zillertaler Sängerfamilie, bildete, vom Erfolg seiner ersten Sängertournee durch Deutschland ermutigt, mit seiner Nichte Helene sowie mit M. Sprenger und S. Hollaus eine Sängerges. und bereiste mit dieser ab 1839 Amerika, wo die Gruppe bis 1843 blieb und durch ihre „family performances“ ein in der Folge bedeutsames Modell amerikan. Musikausübung schuf. 1845 kaufte R. in Rattenberg einen Gasthof, 1848 kämpfte er mit den Rattenberger Schützen in Südtirol. Ab 1851 mit seiner Sängergruppe, der ab 1855 auch seine Schwägerin Th. Prantl (s. d.) angehörte, ständig auf Reisen in Europa, wurde er 1858 nach Rußland berufen, wo er bis 1868 blieb. Nach halbjährigem Aufenthalt in Wien (1868) und einer Tournee durch Ungarn, Siebenbürgen, die Walachei und die Türkei 1869 in die Heimat zurückgekehrt, erbaute er am Achensee den „Seehof“, einen auch als Pflegestätte des Tiroler Liedes international bekannten Gasthof. In der Folge unternahm R. weitere Reisen nach Schlesien, zur Wr. und Pariser Weltausst. (1873 bzw. 1878) und (bis 1884) nochmals nach Deutschland und Rußland. Die vor allem aus den Tiroler Familien Hollaus, Prantl, Fiechtl etc. stammenden Mitgl. der Ges. R.s begründeten unter dessen Leitung den Weltruhm des „Tiroler Nationalgesanges“.

L. (tw. auch für die gesamte Familie): Volks- und Schützen-Ztg. vom 22. 12. 1865; Tiroler Tagbl. vom 25. 5. 1893; Innsbrucker Nachrichten vom 11.–14., 18.–20. 4. und 19. 7. 1922; Tiroler Anzeiger vom 10./11. 2. 1934; L. Steub, Eine Zillerthaler Sängerfamilie, in: Die Gartenlaube, 1870, S. 798 ff., 821 ff., 839 ff.; E. Auer, L. R., in: Der Alpenfreund, hrsg. von E. Amthor, 3, 1871. S. 39 ff.; L. Steub, Die Anfänge der Geschwister R., in: Die Gartenlaube, 1872, S. 91 ff., 107 ff.; H. Bruner, Th. Prantl. die letzte „Rainerin“, in: Tiroler Heimatbll. 10, 1932, S. 229 ff.; H. Nathan, The Tyrolese Family R., and the Vogue of Singing Mountain-Troupes in Europe and America, in: The Musical Quarterly 32, 1946, S. 63 ff.; H. Wurm, Eine Zillertaler Sängerfamilie, in: Zillertaler Heimatstimme 3, 1949, n. 24, 27 f.; ders., Die „Ur-Rainer“, ebenda, 3, 1949, n. 30; ders., Die Mittel-Rainer, ebenda, 1949, n. 33; R. Granichstaedten-Czerva, Beitrr. zur Familiengeschichte Tirols (= Schlern-Schriften 131), 1954, S. 124 ff.; J. Ringler, Zur Geschichte des Tiroler Nationalsängertums, in: Tiroler Heimatbll. 30, 1955, S. 68 f. (Literaturverzeichnis); H. Mair, Zur Sippengeschichte von Fügen und Fügenberg, in: Zillertaler Heimatstimme 23, 1968, n. 37; E. Hofbauer, Lebensbeschreibung der „Theresa Prantl“ von L. R., in: Tiroler Heimatbll. 49, 1974, S. 31 ff.; Wurzbach; L. Steub, Drei Sommer in Tirol 1, 2. Aufl. 1871, S. 212 ff., 216, 252 f.; Tiroler Ehrenkranz, hrsg. von A. Lanner, 1925, S. 113 ff.; H. Klein, Die Zillertaler Sängerfamilie R. und die Schützenfamilie Ritzl, 1928.
(H. Herrmann-Schneider)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 397
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