Ranzenhofer, Adolf (1856-1910), Schauspieler und Theaterdirektor

Ranzenhofer Adolf, Schauspieler und Theaterdirektor. * Wien, 15. 2. 1856; † Mödling (NÖ), 18. 4. 1910. Zunächst Beamter in der Wr. Kommissionsbank, nahm R. nach dem Börsenkrach von 1873 dramat. Unterricht und debut. 1874 am Rudolfsheimer Volkstheater als Burleigh in Schillers „Maria Stuart“. Später ans Brünner Stadttheater verpflichtet, kam er 1877 ans Wr. Ringtheater und trat 1879 in den Verband des Josefstädtertheaters, an das er nach einem Engagement am Theater a. d. Wien 1882 zurückkehrte. Hier wirkte R. bis 1889 auch als Regisseur, 1889–92 in den gleichen Funktionen am Carltheater. Seine Laufbahn als Theaterdir., die bis 1900 noch mit schauspieler. Tätigkeit verbunden war – er wird als gewandter, aber konventioneller Charakterdarsteller in Volksstücken geschildert – begann er 1880 am Sommertheater in Mödling (bis 1889), 1890–92 leitete er auch die Vorstellungen im Schloßtheater in Totis (Tata). Sehr erfolgreich war R. in der Folge als Leiter des Czernowitzer Stadttheaters (1892–95) – unter seiner Dion. gelang Niese (s. d.) in Anzengrubers (s. d.) „Der Pfarrer von Kirchfeld“ der künstler. Durchbruch – sowie des Innsbrucker Stadttheaters (1895–1900). 1900–1905 war er Dir. des Jantschtheaters in Wien. R. gab zwar das von seinem Vorgänger Jantsch (s. d.) eingeführte klass. Repertoire zugunsten der Operette und des Ausstattungsstückes auf, erwarb sich aber durch einen sehr beifällig aufgenommenen Zyklus der Werke Nestroys (s. d.), wobei er auch zu dieser Zeit bereits vergessene Stükke auf die Bühne brachte, nicht zu unterschätzende Verdienste um die Wiederbelebung der klass. Wr. Volkskomödie. 1905–07 noch einmal Dir. des Czernowitzer Stadttheaters, zog er sich dann ins Privatleben zurück. R., ein gewiegter und erfahrener Theatermann von organisator. Talent, war auch Vizepräs. des Österr. Bühnenver.

L.: N. Fr. Pr. und N. Wr. Tagbl. vom 19., Innsbrucker Nachrichten vom 19. und 20., Czernowitzer Tagbl., Teplitz-Schönauer Anzeiger und Der Humorist vom 20. 4., Österr. Bühnenver.-Ztg. vom 1. 5. 1910; Bühne und Welt 12, 1910, S. 766; Eisenberg; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Kosel, Theaterlex.; Kosel 1; O. Wladika, Von J. Fürst zu J. Jarno. Die Geschichte des Wr. Pratertheaters, phil. Diss. Wien, 1961, S. 158 ff.
(H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 417f.
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