Ranzoni, Gustav (1826-1900), Maler

Ranzoni Gustav, Maler. * Unternalb (NÖ), 10. 5. 1826; † Wien, 19. 10. 1900. Bruder des Vorigen; stud. 1840–45 an der techn. Abt. des Polytechn. Inst. in Wien; arbeitete zunächst als Ing. und Bauunternehmer an der Bahnlinie Laibach (Ljubljana) – Triest, dann als Hundezüchter und Kohlenhändler. Wohlhabend geworden, wandte sich R. schließlich der Malerei zu. Seine Vorbilder als Tiermaler waren F. Gauermann (s. d.) und C. R. Huber (s. d.), vor allem aber sein Lehrer A. Schrödl. Ab 1858 stellte er seine Arbeiten in der Akad. bei St. Anna aus, 1861 wurde er Mitgl. der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (Künstlerhaus), der er 1871 als Ausschußmitgl. angehörte. R. schuf vor allem Tierbilder, wie Kühe auf der Weide, Viehherden an der Tränke, Ochsen- und Pferdegespanne, bes. gern aber heimkehrende und ruhende Schafe, was ihm den Spitznamen „Schaf-Ranzoni“ eintrug. R.s früheste Gemälde knüpfen bei den Werken Högers (s. d.) an. Eine idyll. Naturstimmung liegt über der Szenerie und gibt ihr einen melanchol. Grundton. Die Auseinandersetzung mit dem Impressionismus Schindlers hellt dann die dunklen Farben auf, Gegenlichtstimmungen herrschen vor und geben vor allem den Waldlandschaften eine freundliche Note. Doch auch vom anderen Extrem wird R. berührt: von der kraftvollen Farbstud., die mit breiten Pinselstrichen zu charakterisieren versteht. Eine meist abendliche Naturstimmung verstärkt den Ausdruck der Szenerie. In seiner reifsten Schaffensperiode nehmen R.s Gemälde eine interessante Zwischenstellung ein: sie haben teils ein schwermütiges Pathos, teils eine gewisse Buntheit, die rein bildhaften Charakter besitzt; Anmut und Ausdrucksstärke sind hier gepaart. In dieser Hinsicht war R. seinem Vorbild Schrödl ähnlich. In der Spätzeit werden seine Bilder größer, die Farben heller. Die Landschaft tritt mehr und mehr zurück und ist in den Tierszenen nur mehr Stimmungskulisse. Bei manchen späten Skizzen könnte man von tonigen Erscheinungsbildern sprechen. Ausst.: Weltausst. Paris 1867, Weltausst. Wien 1873, Berlin 1874, München 1879, Hamburg 1887, Barcelona 1891 etc.

W.: Aquarelle; Bleistiftzeichnungen; Ölstud.; etc. Ölbilder: Waldstraße, 1864, Hirt mit Schafherde, 1868, Schafherde im Wald, 1895, Rinderherde an der Furt (alle Niederösterr. Landesmus., Wien); Schafherde auf der Pußta, 1872 (Österr. Galerie, Wien); Waldlandschaft mit Haus und Schafherde, 1872, Sommerlandschaft mit Schäfer und Hund, 1880 (beide Privatbesitz, Wien); Herde auf einer Brücke, 1896 (Privatbesitz, Innsbruck); etc.
L.: N. Fr. Pr. vom 20. 10. 1900; Die Furche vom 19. 8. 1972; Die R. Ausst. in Retz, in: Eckartbote . . . 21, 1973, F. 1, S. 1; Bénézit; Seubert; Thieme–Becker; Wurzbach; R. Feuchtmüller, Berühmte Maler aus NÖ. XIX. Jh., 1955, S. 21; G. R. 1826–1900 (= Kat. des Niederösterr. Landesmus., NF 53), Retz 1972 (mit Werks- und Literaturverzeichnis); H. Fuchs, Die österr. Maler des 19. Jh. 3, 1973; W. M. Neuwirth, Die „Ranzoni“ in NÖ und Wien, in: H. Ranzoni d. J., Künstlerhaus, Wien 1976 (Kat.)
(R. Feuchtmüller)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 8 (Lfg. 40, 1983), S. 419
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