Rauchberg Heinrich, Statistiker und Jurist. * Wien, 12. 4. 1860; † Prag, 26. 9. 1938. Sohn eines Fabrikanten; stud. 1878–82 an der Univ. Wien Jus (1883 Dr. jur.); ab 1884 Hofsekretär der Statist. Zentralkomm., 1891 Habil. für Statistik an der Univ. Wien, 1896 o. Prof. für Statistik, Verwaltungslehre und österr. Verwaltungsrecht mit der Lehrverpflichtung für österr. Finanzrecht und später auch Völkerrecht an der Dt. Univ. in Prag, 1902/03, 1916/17 und 1926/27 Dekan, 1911/12 Rektor, 1908 HR, 1930 emer. R. leitete 1890 die Volkszählung, bei der erstmals elektr. Zählmaschinen nach dem System Hollerith-Schäffler verwendet wurden. In seinem Werk „Der nationale Besitzstand in Böhmen“, 3 Bde., 1905, gab er eine Bilanz der nationalen Entwicklung und des Sprachen- und Nationalitätenkampfes und versuchte, polit. Schlagworte durch wiss. erarbeitete Sachkenntnis zu ersetzen. Da er in Böhmen von der prakt. Teilnahme an der Landesstatistik ausgeschlossen war, wandte er sich sozialpolit. und öff.-rechtlichen Problemen zu (Fragen der Wohnungsfürsorge und des Mieterschutzes, der Reform des jurist. Stud.Ganges, der polit. Erziehung der Staatsbürger), nach dem Ersten Weltkrieg dem Minderheitenschutz und der Reform des Heimatrechtes. Seine „Österreichische Bürgerkunde“, volkstümlich und wiss. zugleich, ist das erste Werk dieser Art in Österr. Die Neubearb. für die Tschechoslowakei wurde in der 3. Aufl. über die ursprüngliche Zielsetzung hinaus zu einer systemat. Übersicht über die gesamte tschechoslowak. Gesetzgebung. R.s vielseitige Interessen fanden ihren Niederschlag in zahlreichen literar. Beitrr. in Fachz. sowie in Rundfunkvorträgen, wobei er vor allem aktuelle Rechtsprobleme und deren Bedeutung für das prakt. Leben behandelte.