Reichelt Johann, Sprachwissenschafter. * Baden (NÖ), 20. 4. 1877; † ebenda, 12. 5. 1939. Stud. an den Univ. Wien (1896–99) und Gießen klass. Philol., Germanistik und Indo-Iranistik (vor allem bei Meringer, s. d., und Bartholomae), 1900 Dr. phil. Anschließend Gymnasiallehrer in NÖ (Berndorf und St. Pölten) und Bibliothekar in Gießen. 1908 Priv.Doz. für Sanskrit, vergleichende Sprachwiss. und Religionsgeschichte an der Univ. Gießen, 1911 ao. Prof. für vergleichende Sprachwiss. an der Univ. Czernowitz, 1918 Hon.Doz. für Ind. und Iran. an der Univ. Innsbruck, 1920 Hon.Doz. für vergleichende Grammatik der iran. Sprachen, 1920–26 o. Prof. der oriental. Philol. (ar. Abt.) an der Univ. Graz, 1926–30 o. Prof. der iran. Sprachen an der Univ. Hamburg, 1930–39 o. Prof. für Sanskrit und vergleichende Sprachforschung an der Univ. Graz, 1938/39 Rektor. R.s Hauptarbeitsgebiet waren die iran. Sprachen. Nach einigen rein indogermanist. Untersuchungen zur griech. und latein. Wortbildung sowie einigen Literaturberr. erschienen das „Awestische Elementarbuch“ und der „Avesta Reader“, der die für Philologen und Historiker bes. wichtigen Texte mit umfangreichen Erklärungen sprachlicher, kulturgeschichtlicher und religionswiss. Natur enthält. Andere bedeutsame Arbeiten R.s galten mitteliran. Dialekten, vor allem dem Soghd., dem Ind. sowie literarhist. und religionsgeschichtlichen Fragen. Er wies nach, daß die Indogermanen den Himmel als steinernes Gewölbe aufgefaßt hatten. R. verband in glücklicher Weise Sprachwiss. mit Kulturgeschichte und zeichnete sich als Forscher sowie als Lehrer durch große didakt. Begabung aus.