Reilly Franz Johann Josef (von), Buchhändler, Verleger, Kartograph und Schriftsteller. * Wien, 18. 8. 1766; † Wien, 6. 7. 1820. Sohn des aus Rußland zugezogenen herrschaftlichen Hofmeisters Johann R.; quittierte nach dreijähriger Tätigkeit den Staatsdienst, um sich der Geographie zu widmen: Er gab von 1789 an mehrere Atlanten und Einzelkarten sowie von ihm zusammengestellte Geographiehdbb. heraus, sein 1792 in Wien gegründetes „geographisches Komptoir“ spielte bis zur Jh.Wende eine führende Rolle im stark aufstrebenden österr. Kartenverlagswesen. Bes. bemerkenswert ist der „Schauplatz der fünf Theile der Welt“ (1789–1806), von dem zwar nur der Tl. Europa zur Ausgabe gelangte, der jedoch mit insgesamt 830 Kartenbll. bis heute das weitaus umfangreichste je in Österr. veröff. Atlaswerk geblieben ist; sein „Grosser deutscher Atlas“ (1794–96) war der erste vollendete österr. Weltatlas, sein „Allgemeiner Postatlas . . .“ das überhaupt erste Werk dieser Art. Ab Ende der 90er Jahre wandte sich R. als Verleger und Schriftsteller verstärkt schöngeistigem Schrifttum und hist. Werken zu. Er ist Aufklärer, als Schriftsteller ein Erbe des Rokoko, bemüht, in der Nachfolge der Antike der Literatur neue Facetten zu geben. Von den – allerdings erst 1816 erschienenen –„Sinngedichten“ geht er zu den sechs Bde. der „Bibliothek der Scherze“ in Prosa über; der Prosa-Dialog „Sinn und Herzmann“, gegen Zensur, für demokrat. Gesinnung, bejaht Napoleon als die Macht, die das Schwache stürzt. „Noradin“, sein poet. Hauptwerk, das irrtümlich auch Polt (s. d.) zugeschrieben wird, vereint den Ton Blumauers und die Stoffe des „Cabinet des Fées“, der Volks- und Heldensagen und der Empfindsamkeit. R. ist eine interessante, viele Zeit- und Literaturströmungen vereinende Persönlichkeit der Übergangszeit um 1800, einer aus der Gruppe der Publizisten, Biographen, geograph.-hist. Schriftsteller von Khautz über Hormayr (s. d.) zu Sartori und Gräffer (s. d.).