Reisch, Emil (1863-1933), Altphilologe und Archäologe

Reisch Emil, klass. Philologe und Archäologe. * Wien, 28. 9. 1863; † Wien, 13. 12. 1933. Sohn eines Bankiers, Bruder des Nationalökonomen Richard R. (s. d.); stud. 1881–86 an der Univ. Wien klass. Philol., Epigraphik und Archäol.; 1885 Dr. phil., 1886 Lehramtsprüfung aus klass. Philol. Nach Stud.Aufenthalten in Griechenland – wo er mit Dörpfeld die Grundlagen für das noch heute wichtige Werk über das griech. Theater erarbeitete – und Kleinasien (1886/87) bzw. Italien (1887–1889) habil. sich R. 1889 in Wien für Archäol. und die Realfächer der klass. Philol.; 1890 ao.Prof., 1894 o. Prof. für dieselben Fächer an der Univ. Innsbruck, 1898 (als Nachfolger seines Lehrers Benndorf, s. d.) o. Prof. der klass. Archäol. an der Univ. Wien, 1910/11 Dekan, 1916/17 Rektor, 1933 i. R. 1909–33 Dir. des Österr. Archäolog. Inst.; 1904 korr., 1907 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien. Die Stärke R.s lag in seiner hervorragenden, durch strengste Kritik der Quellen erarbeiteten Kenntnis der beiden Fächer klass. Philol. und Archäol. Seine gem. mit K. Schenkl hrsg. Textedition des Jüngeren Philostrat und des Kallistrat ist auch heute noch maßgebend. Als Dir. des Österr. Archäolog. Inst. konnte R. die Grabungstätigkeit in Griechenland auf die Arbeitsplätze Elis und Aigeira ausdehnen. Ab 1926 auch wieder Forschungstätigkeit in Ephesus, während sich die Feldtätigkeit auf dem Gebiet der Provinzialarchäol. auf Dalmatien, Istrien, Kärnten und die Stmk. erstreckte. R. erwarb sich als international anerkannter Gelehrter und als Organisator der österr. archäolog. Forschung bes. Verdienste.

W.: De musicis Graecorum certaminibus . . ., 1885 (Diss.); Griech. Weihgeschenke ( = Abhh. des archäolog.-epigraph. Seminares der Univ. Wien 8), 1890; Das etrusk. Mus. im Vatikan, das Kircher’sche und prähist. Mus. im Collegio Romano, in: W. Heibig, Führer durch die öff. Smlg. klass. Alterthümer in Rom 2, 1891, 3. Aufl. 1913; Das griech. Theater, gem. mit W. Dörpfeld, 1896; Die Tempeldienerin des Nikomachos, in: Jahreshe. des österr. archäolog. Inst. in Wien 19/20, 1919; Vorwort zu: G. Niemann, Das Nereiden-Monument in Xanthos, 1921; zahlreiche Artikel, bes. über Agonistik und Theater, in RE; etc. Hrsg.: Philostrati minoris Imagines et Callistratis Descriptiones, gem. mit K. Schenkl, 1902.
L.: N. Fr. Pr. vom 8. 6. 1910 und 17. 12. 1933; Wr. Ztg. vom 16. 12. 1933; C. Praschniker, E. R., in: Jahreshe. des österr, archäolog. Inst. in Wien 29, 1935, Beibl. Sp. 173 ff.; ders., E. R., in: Jahresber. über die Fortschritte der klass. Altertumswiss. 249, Nekrologe, 1935, S. 35 ff. (mit Werksverzeichnis); Almanach Wien 84, 1935, S. 285 ff.; H. Kenner, E. R. zum 100. Geburtstag, in: Österr. Hochschulztg. 15, 1963, n. 14, S. 3; Inauguration Univ. Wien 1933/34, 1935, S. 23 ff.; Jb. der Wr. Ges., 1929; R.Meister, Geschichte der Akad. der Wiss. in Wien 1847–1947 ( = Denkschriften Wien 1), 1947, s.Reg.; G. Mecenseffy, Evang. Lehrer an der Univ. Wien, 1967, s. Reg.; G. Oberkofler, Die geschichtlichen Fächer an der Philosoph. Fak. der Univ. Innsbruck 1850–1945 ( = Veröff. der Univ. Innsbruck 39), 1969, s. Reg.; M. A. Niegl, Die archäolog. Erforschung der Römerzeit in Österr., in: Denkschriften Wien, phil.-hist. Kl. 141, 1980, s. Reg.; Beitrr. und Materialien zur Geschichte der Wiss. in Österr., hrsg. von W. Höflechner ( = Publ. aus dem Archiv der Univ. Graz 11), 1981, s. Reg.; UA Wien.
(H.Vetters)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 54f.
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