Reiss, Heinrich (1799-1875), Buchdrucker

Reiss Heinrich, Buchdrucker. * Tübingen, Baden-Württemberg (BRD), 28. 8. 1799; † Wien, 25. 2. 1875. Entstammte einer Buchdruckerfamilie; erlernte im väterlichen Betrieb das Buchdruckergewerbe und erwarb vielfältige Berufserfahrung. 1828 übernahm er die väterliche Fa., später war er Druckereileiter in Stuttgart und Augsburg. 1850 kam er nach Osterr, mit der Absicht, drucktechn. mustergültige liturg. Werke nach dem Vorbild der spätgot. Buchillustration im Hochdruckverfahren auf Handpressen herzustellen. 1854–64 leitete er die Buchdruckerei L. C. Zamarski in Wien. Ab 1865 betrieb R. eine eigene Drukkerei. Er ließ unter großen persönlichen Opfern Farbholzschnitte für Initialen (vor allem in der xylograph. Anstalt H. Knöfler), Zierleisten und Miniaturen anfertigen, mit denen er seine Drucke Verschwender. ausstattete, und verwendete bis zu 15 Druckplatten für ein mehrfarbiges Bild. Sein wichtigstes Druckwerk ist ein „Missale Romanum . . .“, 1872, ein großformatiges Prachtwerk. Daneben sind zwei Gebetbücher und das kleinformatige Stundenbuch von J. Mislin, „Livre d’heures . . .“, 1868, mit vielen mehrfarbigen Holzschnittillustrationen erwähnenswert. In den Publ. „Sammlung der schönsten Miniaturen des Mittelalters aus dem 14. und 15. Jahrhundert. . .“, 1862–65, und „Sammlung gothischer Initialen aus dem 14. und 15. Jahrhundert“, o. J., stellte er die Illustrationen bzw. Initialen des Hauptwerkes zusammen. R. führte die Kunst der historisierenden manuellen Buchherstellung auf einen letzten Höhepunkt. Parallelen zu W. Morris und dem Wr. Ringstraßenstil sind unverkennbar.

L.: Oesterr. Buchdrucker-Ztg. 3, 1875, S. 71; Kat. der hist. Ausst, von Wr. Druck-Erzeugnissen 1482–1882, 1882; A. Mayer, Wiens Buchdrucker-Geschichte 1482–1882, 2, 1887, S. 331, 341 f., 357.
(A. Durstmüller)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 60f.
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