Rémy, Ludwig Gabriel (Louis) von (1776-1851), Architekt

Rémy Ludwig Gabriel (Louis) von, Architekt. * Reichshofen, Elsaß (Frankreich), 19. 2. 1776; † Wien, 9. 4. 1851. War ab etwa 1793 in Wien in Baukanzleien des Hofes oder bei staatlichen Stellen tätig; als entwerfender Architekt wird er erst um 1810 greifbar, der Großtl. seiner Entwürfe bezieht sich jedoch auf Triumphbögen, Illuminationen und ähnliche Festdekorationen. R. scheint sich vor allem mit techn. Details und neuen Konstruktionsmöglichkeiten auseinandergesetzt zu haben. Sein Glashaus im Kaisergarten (1823–26) erregte seinerzeit vor allem wegen der neuartigen Eisenkonstruktion Aufsehen. Seine interessantesten Werke stehen in Zusammenhang mit der Gestaltung des durch die Sprengung der Basteien im Bereich der Wr. Hofburg entstandenen Raumes. Ab 1813 war R. Dir. der Hofbaudion.Kanzlei und Ehrenmitgl. der Wr. Akad. der bildenden Künste, 1833–48 deren Sekretär und provisor. Präses. In dieser Funktion half er durch die Berufung bedeutender Lehrer an die Akad. sowie durch zahlreiche Reformvorschläge den großen Aufschwung der Wr. Bautätigkeit nach 1850 entscheidend vorzubereiten. In Ungarn wird sein Einfluß nicht nur bei den Planungsarbeiten für die Kathedrale in Gran (Esztergom), sondern auch an anderen Orten durch die Nachahmung seines triumphbogenartigen Entwurfes für das Äußere Burgtor in Wien spürbar.

W.: Vermessungspläne des Vorgeländes der Burg mit den gesprengten Festungswerken, 1810 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Wien); Projekt für das Äußere Burgtor, um 1815, Projekt für den Ausbau der Hofburg, 1815 (beide Graph. Smlg. Albertina, Wien); Kathedrale, nach 1822 (Gran); Plan zur Gestaltung des Kaisergartens (Graph. Smlg. Albertina, Wien); etc.
L.: A. Lhotsky, Der älteste Plan L. R. s für die Gestaltung des äußeren Burgplatzes 1810, in: Unsere Heimat, NF 13, 1940, S. 37 ff.; Lhotsky 1, S. 21 f., 25; Művészeti Lex. II; Thieme–Becker; Wurzbach; A. Zádor–J. Rados, A klasszicizmus építészete Magyarországon, 1943, S. 19, 167 f., 312; Das Stadtbild Wiens im 19. Jh. Hist. Mus. der Stadt Wien, (1960), S. 26 (Kat.); W. Wagner, Die Geschichte der Akad. der bildenden Künste in Wien ( = Veröff. der Akad. der bildenden Künste in Wien, NF 1), 1967, s. Reg.; R. Wagner-Rieger, Wiens Architektur im 19. Jh., 1970, s. Reg.; J. Rados, Magyar építészettörténet, 1971, s. Reg.; P. Parenzan. Entwicklung des Großstadtgrüns im Wien des 19. Jh. am Beispiel einiger Parkanlagen im Ringstraßenbereich, phil. Diss. Wien, 1972, S. 25, 35 f.; R. Wagner-Rieger, Vom Klassizismus bis zur Secession, in: Geschichte der Stadt Wien, NR 7, 3, 1973, s. Reg.; Klassizismus in Wien. Hist. Mus. der Stadt Wien, (1978), S. 113 ff., 171 (Kat.); K. Mollik–H. Reining–R. Wurzer, Planung und Verwirklichung der Wr. Ringstraßenzone ( = Die Wr. Ringstr. 3), 1980, S. 38, 87; A. Zádor, A klasszicizmus és romantika építészete Magyarországon, 1981, s. Reg.
(E. Springer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 76
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