Resel, Johann (1861-1928), Politiker

Resel Johann, Politiker. * Hafnerbach (NÖ), 7. 9. 1861; † Graz, 7. 11. 1928. Sohn eines Tischlermeisters; erlernte das Schneiderhandwerk und wurde 1885 Mitgl. des Arbeitergeselligkeitsver. in St. Pölten, wo er bald agitator. und organisator. Aktivitäten entwickelte. Am Hainfelder Parteitag 1888/89 nahm er als Vertreter der sog. Radikalen teil, entfernte sich aber in der Folge immer mehr vom radikalen Gedankengut. Über Anregung V. Adlers (s. d.) übersiedelte R. 1889 nach Graz, um die dortigen lose geführten und sich gegenseitig bekämpfenden Arbeiterver. zu einigen. Er wurde Obmann des neugebildeten Arbeiterbildungsver. und entfaltete eine rege polit. Tätigkeit. 1890 hauptberuflich verantwortlicher Red. des neugegründeten Parteiorgans der steir. sozialdemokratie, „Der Arbeiterwille“, dessen Gründungskomitee er angehört hatte. 1895 und 1899 Grazer Gemeinderat. 1897–1900 (als einziger Sozialdemokrat im dt. Sprachgebiet der Österr.-ung. Monarchie) und 1905–18 Reichsratsabg., ab 1904 steir. Landtagsabg. Ab 1918 widmete sich R. ganz der Landespolitik und war als Landesrat Mitgl. der steiermärk. Landesregierung, in welcher er die Abt. VIII mit verschiedenen Referaten leitete. 1920–28 gehörte er auch dem Sozialdemokrat. Abg.-Verband als Bundesrat an und wirkte 1924/1925 an den Verfassungsberatungen mit. Neben seinen polit. Funktionen nahm R. auch am organisator. Ausbau der Sozialdemokrat. Partei teil, u. a. als Mitbegründer des Arbeiter-Fortbildungs- und Rechtsschutzver., der Ortsgruppe Graz des steir. Touristenver. Die Naturfreunde (1899), der Kinderfreunde, des Verbandes der steir. Metallarbeiter, vieler Fachver. der freigewerkschaftlichen Bewegung und vor allem als Gründer und Landesobmann des steir. Republikan. Schutzbundes (1924). R., die herausragende Persönlichkeit der Anfangsjahre der steir. Arbeiterbewegung, machte sich auch um die Umwandlung der vorerst radikalen Arbeiterpartei in eine gemäßigte verdient, sodaß diese zu einer der staatstragenden Parteien der Monarchie und der Republik aufsteigen konnte.

W.: Das Neue Heimatsrecht, o. J.; Der Staat und seine Diener, o. J.; etc. Hrsg.: Was soll ein Socialdemokrat wissen?, o. J.
L.: Der Arbeiterwille vom 8.–11. 11. 1928; Jb. der österr. Arbeiterbewegung 1928, 1929, S. 87; Freund, 1907; A. Wilhelm, Die Reichsrats-Abg. des allg. Wahlrechtes, 1907; L. Brügel, Geschichte der österr. Sozialdemokratie 3–5, 1922–25, s. Reg.; V. Melliwa, Die steir. Abg. im österr. Reichsrat 1907–18, phil. Diss. Graz, 1964, s. Reg.; Y. Bourdet et al., Autriche ( = Dictionnaire biographique du Mouvement ouvrier international, hrsg. von J. Maitron und G. Haupt, 1), 1971; R. Malli, Die steir. Abg. im österr. Reichsrat 1897–1901 ( = Zur Kde. Südosteuropas 2/2), 1973, s. Reg.; A. Magaziner, Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung, (1975), S. 180 ff.; Die Abg. zum österr. Nationalrat 1918–75 und die Mitgl. des österr. Bundesrates 1920–75, 1975; F. Kleinschuster, Der „Arbeiterwille“ von 1907–14, phil. Diss. Graz, 1978, s. Reg.
(F. Pichler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 41, 1984), S. 86
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