Reumann Jakob, Politiker. * Wien, 31. 12. 1853; † Klagenfurt, 29. 7. 1925. Außerehelicher Sohn einer Arbeiterin und eines Arztes; ab 1867 Bildhauerlehrling, dann Drechsler in einer Meerschaumpfeifenfabrik. R. war schon als Lehrling in der Sozialdemokrat. Partei und in der Gewerkschaft der Drechsler tätig, war Obmann des Gehilfenausschusses, Red. des Fachbl. und erster Obmann der Genossenschaftskrankenkassen. Er war auch der erste Sekretär der Sozialdemokrat. Partei Österr. und Red. der noch als Wochenztg. erscheinenden „Arbeiter-Zeitung“. R. galt als vorzüglicher polit. Agitator. 1890 trat er für die Hilfsarbeiter und deren Heranziehung in die parteipolit. Organisation ein. In der Broschüre „Die Heimarbeit in Oesterreich“, 1897, forderte er eine bessere Entlohnung der Heimarbeiter und eine schrittweise Beseitigung der Heimarbeit, in „Die Städtische Arbeitsvermittlung als Mittel des Kampfes gegen die Socialdemokraten“, 1898, kritisierte er die Verwaltung der Arbeitsvermittlung und das geltende Streikrecht. 1900 wurde R. vom 10. Wr. Gemeindebez. in der Allg. Wahlkurie in den Gemeinderat gewählt und gehörte mit Schuhmeier zu den ersten Gemeinderäten seiner Fraktion. Er war der erste Vorsitzende des Sozialist. Parteiklubs. 1907–18 Reichsratsabg., beantragte er die Errichtung von Gewerbegerichten, die Beseitigung der Bestrafung kontraktbrüchiger Arbeiter und die Verstaatlichung des Kohlenbergbaus. Nach Erweiterung des Stadtrats 1917 wurde er Stadtrat, als sich 1918 unter R.s Vorsitz der provisor. Wr. Gemeinderat konstituierte, wurde er Vizebürgermeister. 1919–24 fungierte er als Bürgermeister. 1922 entsandte ihn das Land Wien in den Bundesrat, wo er den Vorsitz übernahm. R.s Bedeutung als Kommunalpolitiker beruht vornehmlich auf der mit dem Finanzreferenten H. Breitner (s. d.) durchgeführten Regulierung der städt. Finanzgebarung nach dem Ersten Weltkrieg und in seinen erfolgreichen Bemühungen um den sozialen Wohnbau sowie um das Mietrecht. 1923 Ehrenbürger von Wien.