Rezniček, Emil Josef Nikolaus Frh. von (1860-1945), Komponist und Dirigent

Rezniček Emil Josef Nikolaus Frh. von, Komponist und Dirigent. * Wien, 4. 5. 1860; † Berlin, 2. 8. 1945. Enkel des Militärkapellmeisters Josef R. ( * 1787; † Wien, 25. 1. 1848), Sohn des FML Josef Frh. v. R. und der Ciarisse, geb. Fürstin Ghika, Bruder des Folgenden; erhielt als Kind Klavierunterricht u. a. von der Tochter des Lehrers Beethovens, Neefe, und stud. 1878–81 an der Univ. Graz Jus, war aber gleichzeitig auch, gem. mit Busoni und Weingartner, Schüler in Musiktheorie bei W. Mayer (s. d.). 1881–84 stud. er am Leipziger Konservatorium Klavier bei Reinecke, Musiktheorie bei Jadassohn, anschließend ging er als Korrepetitor zurück nach Graz und wurde später Theaterkapellmeister in Zürich, Stettin (Szczecin), Jena, Bochum und Mainz. 1887 kam R. nach Prag, war dort 1890–92 Kapellmeister im IR 88 und erlebte 1894 mit der Urauff. der Oper „Donna Diana“ seinen großen internationalen Durchbruch. 1896 Hofkapellmeister in Weimar, 1896–99 in Mannheim. Nach zwei Jahren in Wiesbaden, die der Komposition gewidmet waren, wurde 1902 Berlin sein ständiger Wohnsitz. Dort begründete er 1905 die von Musikern der Berliner Philharmoniker gespielten Orchester-Kammerkonzerte, lehrte 1906 Musiktheorie am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium, war 1909–11 Dirigent der Kom. Oper, 1920–26 Lehrer der Komposition und Instrumentation an der Hochschule für Musik. 1906–09 Dirigent an der Warschauer Oper und der Warschauer Philharmoniker. 1919 Mitgl. der Berliner Akad. der Künste, ab 1934 dt. Delegierter zum Ständigen Rat für die internationale Zusammenarbeit der Komponisten. R., der mit den bedeutendsten Musikern (R. Strauss, Pfitzner, u. a) und Dirigenten seiner Zeit befreundet war, hinterließ ein mannigfaltiges Œuvre neuromant. Stilprägung mit starker Anlehnung an die österr. Militärmusik. Musikal. Erfindungsgabe und eine auffällige Beherrschung satztechn. Möglichkeiten kennzeichnen seine symphon. Werke ebenso wie seine Opern.

W.: Die Jungfrau von Orleans, 1886 (Oper); Satanella, 1887 (Oper); Emmerich Fortunal, 1888 (Oper); Till Eulenspiegel, 1900, Neufassung 1939 (Oper); Trag. Symphonie, d-Moll, 1902; Symphonie, B-Dur, 1904; Die verlorene Btaut, 1909/10 (Operette); Schlemihl, 1911/12 (symphon. Dichtung); Die Angst vor der Ehe, 1913 (Operette); Der Sieger, 1913 (symphon. Dichtung); Der Frieden, 1913/14 (symphon. Dichtung); Bühnenmusik zu A. Strindberg, Ein Traumspiel, 1915; Ritter Blaubart, 1917/18 (Oper); Violinkonzert, e-Moll, 1918; Symphonie, D-Dur, 1918; Symphonie, f-Moll, 1919; Holofernes, 1922 (Oper); Tanz-Symphonie, 1924; Satuala, 1927 (Oper); Spiel oder Ernst, 1930 (Oper); Der Gondoliere des Dogen, 1931 (Oper); Das goldene Kalb, 1935 (Ballett); Kammermusik; Klavierwerke; Lieder; Messe; Orgelwerke; Ouverturen; Requiem; Serenaden; Suiten; etc. – Publ.: Aus meiner Dirigentenlaufbahn, in: Bll. der Staatsoper 1, 1920, H. 1; Kapellmeister-Geschichten, in: Rhein. Musikund Theater-Ztg. 23, 1922, n. 1/2 ff.; Der Komponist auf den Schienen, in: Künstler plaudern, hrsg. von H. E. Weinschenk, o. J., S. 260 ff. (Selbstbiographie).
L.: Die Furche vom 10. 8. 1946; Neue Zürcher Ztg. vom 5. 5. 1960; Musikbll. des Anbruch 2, 1920, n. 15 (R.-Sonderh.); H. Killer, Gedanken über einen Meister . . ., in: Die Musik 32, 1939/40, S. 224 ff.; W. Altmann, E. N. v. R. zum Gedächtnis, in: Neue Musikz. 4, 1950, S. 101 f.; L. Nowak, E. N. υ. R.,in: Österr. Musikz. 15, 1960, S. 190 ff.; Grove, 1980; MGG; Müller; N. Österr. Biogr. 14, (1960), S. 114 ff.; Riemann, 12. Aufl.; Suppan; O. Taubmann, E. N. v. R., in: Monographien Moderner Musiker 2, 1907, S. 216 ff.; R. Specht, E. N. v. R., 1923; F. v. Reznicek, Gegen den Strom. . . Mit einer Darstellung der Kompositionen von L. Nowak, (1960); M. Chop, E. N. υ. R. . . ., o.J. – Josef R.: Zenei Lex. II; E. Brixel–G. Martin - G.Pils, Das ist Österr. Militärmusik, (1982), S. 91, 96, 112.
(Ch. Harten)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 42, 1985), S. 109f.
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