Riccabona von Reichenfels Benedikt, Bischof. * Cavalese (Trentino), 23. 3. 1807; † Trient, 31. 3. 1879. Stud. Theol. in Trient; nach der Priesterweihe (1830) durch seinen Onkel, K. J. Riccabona von Reichenfels, den Bischof von Passau, der wahrscheinlich seine Laufbahn entscheidend beeinflußte, war er als dt. Prediger in Trient, 1832–38 als Sekretär und Ubers. an der Münchner Nuntiatur tätig. In dieser Zeit stand er dem Kreis um Görres nahe. 1840 Pfarrer in Lavis, 1842 Erzpriester in Rovereto, 1851 infulierter Propst in Bozen, 1854 Bischof von Verona, 1861 Fürstbischof von Trient. Als eindeutig Ultramontaner geriet R. zunehmend in Gegensatz einerseits zu den österr. Liberalen, die das Konkordat von 1855 bekämpften, anderseits zu der italien. Einheitsbewegung, die die Eingliederung des Kirchenstaates in das Kg.-Reich Italien und die Abtrennung Welschtirols vom Kronland Tirol forderte. R.s Position war umso schwieriger, als auch Tle. des Klerus dem liberalen Lager bzw. den Irredentisten angehörten. Heftigen Unmut erregte er, als er sich anläßlich der 300-Jahrfeier des Konzils von Trient (1863) scharf gegen liberale Grundsätze und gegen den Protestantismus wandte. Gegen liberale Bll. ging er wiederholt mit Verboten vor. 1863 gründete R., einen Plan seines Vorgängers Tschiderer aufgreifend, für den italien. Tl. des Bistums ein Knabenseminar. Mit der Gründung des Bl. „La voce cattolica“ (1865) griff er in die offizielle Diskussion zu umstrittenen Themen ein. 1871 veröff. er einen Hirtenbrief über das Verhältnis zwischen Kirche und Staat nach der Definition des Unfehlbarkeitsdogmas. Noch vor der Auslieferung wurden alle Druckexemplare polizeilich beschlagnahmt. Da R. ab 1871 schwer leidend war, übernahm 1874 sein Koadjutor J. Haller (s. d.) die Leitung der Diözese Trient. 1861–79 Mitgl. des Herrenhauses.