Richter, Franz (1810-1861), Industrieller

Richter Franz, Industrieller. * Buchau (Bochov, Böhmen), 1810; † Wien, 3. 1. 1861. Sohn eines unbemittelten Gewerbetreibenden, Vater des Politikers und Industriellen Alexander R. (s. d.); erlernte in Prag in einer Spezereihandlung den kaufmänn. Beruf. War 1828–35 im Baumwollmanufakturgeschäft tätig, dann in Leibitsch (Liboc) als Dir. der Spinnfabrik der Fa. Kastner, deren total veraltete Anlage er erneuerte und bedeutend erweiterte und deren Gesellschafter er wurde. Trotz großer Schwierigkeiten konnte R. die Fa. Kastner & R. auf eine solide finanzielle Grundlage stellen und mit 12 000 Spindeln, mechan. Webstühlen etc. zur Blüte führen. Nach einem Brand wurde die Fabrik in Leibitsch wieder errichtet. 1845 gründete er in Smichow (Smíchov) eine große Baumwollspinnerei. R.s Mitwirkung in der Gewerbe- und Handelskammer ab 1850 sowie seine Mitarbeit am Zollkongreß 1851 verschafften ihm hohes Ansehen. Er leistete Pionierarbeit auf sozialem Gebiet und erwarb sich große Verdienste um die Fabriksarbeiter und Weber in Böhmen, u. a. durch die Errichtung von Schulen. Ab 1856 wirkte R. in der Leitung der neu gegründeten k. k. privilegierten österr. Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe als erster Hauptdir. 1860 wurde er im Zusammenhang mit ärar. Lieferungen während des Italienfeldzuges von 1859 in einem aufsehenerregenden Prozeß, in den auch der Staatsmann K. L. Frh. v. Bruck (s. d.) verwickelt war, wegen Verleitung zum Amtsmißbrauch verurteilt.

L.: Die Presse vom 13. und 22. 3. 1860, 4. 1. 1861 und 28. 11. 1865; Biograph. Jb. 16, 1914, S. 273 f.; Wurzbach; Der Prozeß R. nach amtlichen Aktenstücken und stenograph. Aufzeichnungen . . ., 1860; Ein Jh. Creditanstalt-Bankver., 1957, S. 17, 22.
(H. Krasensky)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 42, 1985), S. 124
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