Richter, Johann Julius; Ps. Hans Marr (1878-1949), Schauspieler und Regisseur

Richter Johann Julius, Ps. Hans Marr, Schauspieler und Regisseur. * Breslau (Wrocław, Polen), 22. 7. 1878; † Wien, 31. 3. 1949. Wandte sich nach kurzem Kunstgeschichtestud. in Berlin bald der Bühne zu und debut. 1897 am Kgl. Schauspielhaus in Berlin, ging 1898 nach Görlitz (Gorlice), 1900 nach Breslau und 1901 nach Graz, wo er als Horatio in Shakespeares „Hamlet“ debut. und zwei Jahre im Fach des jugendlichen Helden auftrat. 1903 wirkte er in Köln, 1904 kam er zu Brahm an das Lessingtheater in Berlin, wo er zu den Vertretern des aufkommenden Naturalismus zählte. 1913 Sozietär des Dt. Künstler-Theaters in Berlin, verkörperte er im selben Jahr in der „Teil“-Inszenierung seines Freundes G. Hauptmann die Titelrolle. 1914–19 war R. am Hofburgtheater in Wien, darauf an verschiedenen Berliner Bühnen sowie am Dt. Volkstheater in Wien tätig. Ab 1924 gehörte er wieder dem Burgtheater als eine verläßliche Stütze des Ensembles an, die sich nicht nur in Haupt-, sondern auch in zahlreichen Chargenrollen bewährte. Seine Lieblingsrollen boten ihm die Dramen Ibsens, Hauptmanns und Sudermanns, er brillierte aber auch als Kent in Shakespeares „König Lear“. Daneben verkörperte R. einige Rollen in Stummund Tonfilmen und war auch als Regisseur (Neues Wr. Stadttheater) tätig.

Hauptrollen (Theater): Buttler (F. V. schiller, Wallenstein); Shrewsbury (ders., Maria Stuart); Hermann (H. v. Kleist, Die Hermannsschlacht); Pastor Manders (H. Ibsen, Gespenster); Rudorff (O. E. Hartleben, Rosenmontag); Odysseus (G. Hauptmann, Der Bogen des Odysseus); Wehrhan (ders., Der Biberpelz); Striese (F. und P. v. Schönthan, Der Raub der Sabinerinnen); Grenzjäger (K. Schönherr, Der Weibsteufel); Pastor Morell (G. B. Shaw, Candida); Dankwart (M. Mell, Der Nibelunge Not); Korrianke (C. Zuckmayer, Des Teufels General); etc. – Filmrolfen in: Eva, 1912; Der Feldherrnhügel, 1920; Wilhelm Tell, 1923 und 1934; Die Brandstifter Europas, 1926; Purpur und Waschblau, 1931; Großfürstin Alexandra, 1933; Das unsterbliche Lied, 1934 (auch Regie); Nocturno, 1935; Gottes Engel sind überall, 1948; etc. – Inszenierungen: G. Hauptmann, Die Weber; J. W. Rakasoff, Gottsucher; H. Ibsen, Hedda Gabler; etc.
L. (s. auch Marr H.): Die Presse vom 2., Wr. Ztg. vom 3. 4. 1949 und 31. 3. 1950; Neuer Theater-Almanach 9 ff.; 1898 ff.; Dt. Bühnenjb. 26 ff., 1915 ff.; Eisenberg, Bühnenlex.; Kosch, Theaterlex.; Nagl-Zeidler-Castle 4, s. Reg.; O. M. Fontana, Wr. Schauspieler, 1948, S. 273, 282; K.-Μ. Gassner, Die Burgtheaterdion. F. Herterich, phil. Diss.Wien, 1948, S. 88 f.; 175 Jahre Burgtheater . . ., (1954), s. Reg.; J. Handl, Schauspieler des Burgtheaters, (1955), S. 149; Kleines Lex. des österr. Films, hrsg. und red. von. L. Gesek und W. Wladika ( = Filmkunst 22/30), 1959; Glenzdorfs internationales Film-Lex. 2, 1961; H. Thimigerzählt . . ., hrsg. von F. Hadamowsky, 1962, s. Reg.; W. Buth, Das Lessingtheater in Berlin unter der Dion. von O. Brahm (1904– 12), phil. Diss. München, 1965, S. 176 f., 204; W. Fritz, Die österr. Spielfilme der Stummfilmzeit . . ., 1967, s. Reg.; ders., Die österr. Spielfilme der Tonfilmzeit . . ., 1968, s. Reg.; M. v. Alth, Burgtheater 1776–1976, (1976), Reg.Bd., S. 275.
(A. Sommer-Mathis)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 42, 1985), S. 128f.
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