Rittner Rudolf, Schauspieler und Schriftsteller. * Weißbach b. Jauernig (Bílý Potok, österr. Schlesien), 30. 6. 1869; † ebenda, 4. 2. 1943. Entstammte einer Gutsbesitzerfamilie; stud. am Konservatorium der Ges. der Musikfreunde in Wien ab 1881 Musik, ab 1887 Schauspiel. Bereits 1888 erhielt R. sein erstes Engagement am Residenztheater in Hannover. Anschließend spielte er in Olmütz (Olomouc), Karlsbad (Karlovy Vary), Preßburg (Bratislava), Temesvar (Timişoara) und Köln. 1891 holte ihn S. Lautenburg an das Residenztheater nach Berlin, wo ihm 1893 als Hans Hartwig in Halbes „Jugend“ der künstler. Durchbruch gelang. 1894–1904 vollzog sich am Dt. Theater in Berlin unter Brahms Dion. R.s entscheidende Entwicklung zum Charakterschauspieler, die sich 1898 in seiner Gestaltung der Titelrolle von Hauptmanns „Fuhrmann Henschel“ dokumentierte. Als einer der hervorragendsten Darsteller Hauptmannscher Figuren (er kreierte zehn Rollen in Urauff. und betreute eine Urauff. als Regisseur) verhalf er auch „Florian Geyer“ 1904 zum Sieg auf der Bühne des Berliner Lessingtheaters, dem er, nachdem sich Verhh. mit dem Wr. Hofburgtheater zerschlagen hatten, ab 1904 angehörte. Völlig überraschend trat R. nach einer Entfremdung von Brahm und wohl aus Abneigung gegen die Lebensform des Schauspielers überhaupt 1907 von der Bühne ab und lebte zurückgezogen auf seinem Bauernhof in Weißbach. Erst 1912 kehrte er für kurze Zeit als Mitdir. des Lessingtheaters sowie zu Beginn der Spielzeit 1913/14 als Mitdir., Sozietär und Regisseur des Dt. Künstler-Theaters vorübergehend nach Berlin zurück. Hauptsächlich aus finanziellen Erwägungen, aber auch fasziniert von der neuen Ausdrucksform, übernahm er ab 1922 einige Rollen in Stummfilmen. 1927–32 wirkte er in Hörspielen und Rezitationssendungen im Rundfunk mit. R., dessen Bühnenrücktritt auf dem Gipfel seiner künstler. Entfaltung zu den einmaligen Phänomenen in der dt. Theatergeschichte zählt, gehört neben E. Reicher (s. d.), O. Sauer und E. Lehmann zu den Mitschöpfern und Hauptrepräsentanten der naturalist. Schauspielkunst in Berlin. Seine Begabung zu dramat. Wirkungen zeigt sich auch in der Szenengestaltung seines eigenen literar. Schaffens, das von der zeitgenöss. Kritik widerspruchsvoll aufgenommen wurde. Seinen beiden Dramen kommt in erster Linie autobiograph. Bekenntniswert zu.