Rochel, Anton (Antal) (1770–1847), Botaniker und Mediziner

Rochel Anton (Antal), Botaniker und Mediziner. Geb. Neunkirchen (Niederösterreich), 18. 6. 1770; gest. Graz (Steiermark), 12. 3. 1847; röm.-kath. Sohn des Kaufmanns Mathias Rochel (Rochl) (gest. Neunkirchen, 25. 3. 1797) und der Maria Anna Rochel, geb. Peyerl (geb. Aflenz, Steiermark, 27. 12. 1742), Vater des Handelsgärtners in St. Petersburg Anton Rochel (geb. Lednitz-Rowne, Ungarn / Lednické Rovne, SK, 19. 2. 1809) und von Alois Rochel (s. u.); verheiratet mit Rosalia Rochel, geb. Gergel (Görgl). – Nach dem Besuch der Hauptschule in Kuttenberg, des ehemaligen Seminariums der Jesuiten, begann R. 1785 eine Lehre als Wundarzt in Wien, die er 1788 als Wundarzneikunstgeselle abschloss. Als solcher trat er in den Militärdienst ein und machte den Russisch-Österreichischen Türkenkrieg mit. Ab 1791 setzte er seine medizinische Ausbildung an der Universität Wien fort; 1792 Mag. chir., Mag. obstet. Zunächst als Wundarzt in der österreichischen Armee tätig, geriet R. im 1. Koalitionskrieg in französische Gefangenschaft. Nach seiner Befreiung einige Zeit in Frankreich, Belgien und den Niederlanden ansässig, kehrte er Ende 1798 nach Österreich zurück und praktizierte bis 1800 als Arzt im Hradischer Kreis in Mähren. In der Folge fungierte er bis 1820 als Hofarzt bei →Alajos Freiherr Mednyánszky von Mednye und Medgyes in Veszelé und den Grafen Aspremont-Lynden in Lednitz-Rowne. Danach nahm R. die Stelle eines Gartenmeisters am botanischen Garten der Universität Pest unter →Karl Konstantin Haberle an. 1840 pensioniert, reiste er zunächst zu seinem Sohn Anton nach St. Petersburg und übersiedelte 1841 nach Graz. R. unternahm zahlreiche Reisen und Exkursionen in die nordwestlichen Karpaten, auf denen er naturhistorische Beobachtungen anstellte und Pflanzenaufsammlungen durchführte. 1821 erschien als Ergebnis dieser Unternehmungen sein Buch „Naturhistorische Miscellen über den nordwestlichen Karpath in Ober-Ungarn“ mit einer Fülle von geologischen, klimatischen, botanischen und zoologischen Daten. Auf eigene Kosten hatte er 1815 das Banat bereist und die dortige Flora intensiv studiert. Daraus resultierte 1828 mit „Plantae Banatus rariores“ R.s Hauptwerk, ausgestattet mit 40 Tafeln und zwei Karten. Im Auftrag der ungarischen Statthalterei in Ofen besuchte er 1835 das Banat erneut für fünf Monate und publizierte seine Forschungen 1838 als „Botanische Reise in das Banat“. Daneben legte er mit „Erster Nachtrag zu dem Verzeichnisse der wildwachsenden Pflanzen des Banats“ (in: Flora 14, 1831) und „Beiträge zur Gattung Mentha“ (in: Linnaea 12, 1838) auch zwei kleinere botanische Arbeiten vor. Für die Erstbeschreibung von „Waldsteinia trifolia Rochel“ durch Wilhelm Daniel Koch (in: Linnaea 13, 1839) lieferte R. Herbarmaterial und eine Originalzeichnung. Unter dem Titel „Plantae Pannonicae Exsiccatae“ und „Plantae Banatus Exsiccatae“ gab er zwei Exsikkaten-Serien heraus. Bereits 1813 hatte er mit „Catalogus (ab 1813) plantarum in usum botanophilorum exsiccatarum“ eine gedruckte Liste der von ihm erhältlichen herbarisierten Pflanzen erstellt. Sein ab 1797 angelegtes privates Herbarium im Umfang von mehr als 40.000 Belegen verkaufte er 1839 gegen eine Leibrente an Friedrich August II. König von Sachsen, es wurde im 2. Weltkrieg in Dresden zerstört. Wenige, ab 1841 angelegte Herbarbelege finden sich noch heute im Joanneum in Graz. R. war ab 1805 Ehrenmitglied der Regensburgischen Botanischen Gesellschaft und ab 1829 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Nach ihm wurde u. a. 1824 eine Gattung der Raublattgewächse Rochelia, 1827 ein Steinbrech Saxifraga rocheliana sowie 1852 ein Johanniskraut Hypericum rochelii benannt. Sein Sohn, der Bergrat Alois Rochel (geb. Veselé, Ungarn/SK, 10. 12. 1817; gest. Pribram, Böhmen / Příbram, CZ, 18. 11. 1894), absolvierte 1835 als Bergzögling die Berg- und Forstakademie in Schemnitz und wirkte in der Folge beim dortigen königlichen Oberst-Kammergrafenamt sowie bei der Central-Bergbau-Direktion in Wien als Bergpraktikant. 1847 zum Hüttenmeister in Láposbánya ernannt, fungierte er ab 1848 als provisorischer Werksbeamter bei der Vitriolöhl- und chemischen Producten-Fabriks-Direction in Nussdorf bei Wien und ab 1850 als Bergrat in Schmöllnitz. Später als Bergrat und Oberhüttenverwalter in Pribram tätig, wurde er 1864 als Hüttenwesens-Referent bei der Berg-, Forst- und Güter-Direktion in Nagybánya angestellt. In der Pension unterrichtete Alois R. 1875–82 als honorierter Dozent für Encyklopädie der Forstkunde an der Bergakademie in Pribram.

L.: Stafleu; Szinnyei; Wurzbach; Hesperus 1, 1815, S. 478f.; Flora 5, 1822, S. 236, 30, 1847, S. 655f.; Botanische Zeitung 5, 1847, Sp. 653f.; A. Kanitz, Geschichte der Botanik in Ungarn, 1863, s. Reg.; A. Kanitz, in: Linnaea 33, 1865, S. 401ff.; J. Ullepitsch, in: Österreichische botanische Zeitschrift 34, 1884, S. 363ff.; E. Gombocz, A magyar botanika története, 1936, s. Reg.; J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 3, 1965; Slovenský biografický slovník 5, 1992; K. Sutorý, in: Acta Musei Moraviae. Scientiae biologicae 89, 2004, S. 203ff.; W. Ilg, in: Hoppea 79, 2018, S. 7ff.; Pfarre Neunkirchen, Niederösterreich; Pfarre St. Leonhard, Graz, Steiermark; Mitteilung Wolfgang Ilg, Isny, D. – Alois R.: Prager Abendblatt, 23. 11. 1894; J. Hrabák, Gedenkbuch zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes der k. k. Bergakademie Příbram, 1899, S. 91, 181.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)