Rodler, Erich (1884-nach dem 4.5. 1947), Offizier

Rodler Erich, Offizier. * Grub b. Würmla (NÖ), 14. 5. 1884; seit 4. 5. 1947 verschollen. Wurde 1903 aus der Inf.Kadettenschule Prag zum 3. Tiroler Kaiserjägerrgt. ausgemustert (1904 Lt.), frequentierte 1908–12 die Kriegsschule und war ab 1910 beim Gen.Stab. 1913 wurde R. dem Landesverteidigungskmdo. für Tirol als Kundschaftsoff, zugeteilt und war ab da ständig mit dem militär. Nachrichtenwesen, insbes. dem Tirols, in engster Verbindung. Während des Ersten Weltkrieges war er ab Beginn der Planung der Südtiroloffensive 1916 Kundschaftsoff, des 11. Armeekmdo. und ab 1916 Leiter der Kundschaftsstelle beim Heeresgruppenkmdo. Erzh. Eugen, ab 1917 in gleicher Eigenschaft beim Heeresgruppenkmdo. Conrad. In diesen Funktionen organisierte er zunächst den nachrichtendienstlichen Grenzschutz gegenüber Italien und der Schweiz sowie das Zensur- und Propagandawesen an der Südwestfront. Er schleuste österr. Agenten bei hohen italien. Dienststellen ein und war an der Ausforschung zahlreicher Irredentisten sowie an der Antragstellung für deren Justifizierung (Battisti und Bertolini in Trient) führend beteiligt. Ab 1918 war R. Leiter des Ausbildungskurses für Nachrichtenoff, der Südwestfront (1918 Mjr.), nach Abschluß des Waffenstillstandes mit 12. 11. 1918 zur Volkswehr zum Stab des Landesbefehlshabers in Tirol versetzt, 1920 i. R. Nach kurzer Beschäftigung in der Privatwirtschaft war R.ab 1920 Mitarbeiter des Dt. Überseedienstes, einer Tarnorganisation des dt. militär. Nachrichtendienstes. 1921 trat R. in den Dienst der Tiroler Heimwehr als Organisator der Techn. Nothilfe. Er wurde damit der militär. Kmdt. der Tiroler Heimwehr und blieb bei dieser bis 1938, auch nach Überleitung der Heimwehr in die Frontmiliz. 1933 wurde R. Vertragsangestellter des Verwaltungsdienstes des Landes Tirol und Leiter des Landesevidenzreferates, dann vertraglich Mitarbeiter des Wehrkreiskmdo. VII in München. In diesen Funktionen verhandelte R. mit bewaffneten Organisationen in Deutschland (u. a. 1923 mit den Nationalsozialisten) und später in Jugoslawien. Entgegen der offiziellen Bundespolitik leitete er im Dienst Tirols und gleichzeitig der dt. Reichswehr die nachrichtendienstliche Tätigkeit gegen Italien. R. wurde 1938 von der SS verhaftet, von Angehörigen der Dienststelle Abwehr-Ausland des dt. Oberkmdo. der Wehrmacht jedoch befreit und in deren Dienst gestellt. Er war ab 1939 Leiter der Abwehr-Nebenstelle Innsbruck (1940 Obstlt.), ab 19. 6. 1940 Leiter der Abwehrstelle des Wehrkreiskmdo. XVIII in Salzburg. Am 17. 10. 1940 erhielt er den außerordentlich wichtigen Posten eines Leiters der Abwehrstelle Rumänien in Bukarest (1942 Obst.). Nachdem R. aus Altersgründen abberufen worden war, wurde er 1944 in die Führerreserve des Oberkmdo. des Heeres versetzt, schied jedoch amJahresende aus dem dt. aktiven Wehrdienst aus. 1947 wurde R. in Eggenburg (NÖ) von Organen der Sowjet. Besatzungsmacht verhaftet und blieb seither verschollen.

W.: Von Conrad bis Keitel, 1944/45, Manuskript, KA Wien.
L.: P. Broucek, Aus den Erinnerungen eines Kundschaftsoff, in Tirol 1914–18, in: Mitt. des Österr. Staatsarchivs 33, 1980, S. 265 ff.; KA Wien.
(P. Broucek)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 197
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>