Röll, Moritz Friedrich (1818-1907), Veterinärmediziner

Röll Moritz Friedrich, Veterinärmediziner. * Wien, 17. 9. 1818; † Graz, 19. 5. 1907. Sohn eines Expeditsdir. bei der allg. Hofkammer; stud. 1836–41 Med. an der Univ. Wien, 1842 Dr. med. und Mag. obstet., 1843 Dr. chir.; Ass. bei Hyrtl (s. d.), Oppolzer (s. d.), Rokitansky und Skoda. Anschließend stud. er Veterinärmed. am Militär-Thierarznei-Inst., wurde 1843 Pensionär (1845 Mag. der Tierheilkde.), 1847 Korrepetitor. Noch im selben Jahr wurde R. Landestierarzt in Böhmen und betreute daneben an der Univ. Prag die Fächer Seuchenlehre und Hufbeschlag. Nach Veröff. des aufsehenerregenden Artikels „Anträge zur Reform des thierärztlichen Studiums . . .“ wurde er 1849 Prof. für patholog. Zootomie (später auch für interne Med., medizin. Klinik und Seuchenlehre) am Militär-Thierarznei-Inst. in Wien, 1852 provisor. Stud.Dir.; 1853–79 Inst.Dir. Ab 1851 lehrte er an der medizin. Fak. der Univ. Wien vergleichende Pathol., ab 1855 Seuchenlehre und Veterinärpolizei für Mediziner, 1862–79 als ao. Prof. Nach seiner Pensionierung (1879) war er bis 1888 als Fachreferent für Veterinärwesen im Mitt. des Inneren tätig. Unter R.s Leitung begann eine neue Ära für das Veterinärwesen in Österr. Er bereitete den Boden für die spätere Hochschule und machte sich auch als Schöpfer eines mustergültigen Seuchengesetzes einen Namen. Große Verdienste erwarb er sich durch die Anwendung der Lehren Skodas und Rokitanskys auf die Tierheilkde. sowie durch seine in diesem Sinn verfaßten Lehrbücher. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1866 Reg.Rat, 1877 HR.

W.: Anträge zur Reform des thierärztlichen Stud. und der thierärztlichen Praxis, in: Forum für Medicinalangelegenheiten . . . 2, 1849; Lehrbuch der Arzneimittellehre für Thierärzte, 1853, 3. Aufl. 1880; Lehrbuch der Pathol. und Therapie der nutzbaren Hausthiere, 1856, 5. Aufl., 2 Bde., 1885; Das k. k. Militär-Thierarznei-Inst. in Wien während des 1. Jh. seines Bestehens, 1878; Die Thierseuchen. Mit Berücksichtigung der österr. und dt. Gesetzgebung, 1881; zahlreiche Abhh. in Vjs. für wiss. Veterinärkde.; etc. Mitred.: Vjs. für wiss. Veterinärkde. 1 ff., 1851 ff.
L.: N. Fr. Pr. vom 21. 5. 1907 (Abendausg.); Oesterr. Ms. für Thierheilkde. mit Berücksichtigung der Viehzucht und Landwirthschaft 2, 1877, S. 74f.; A. Postolka, HR Prof. Dr. M. R., in: Thierärztliches Centralbl. 21, 1898, S. 3 f.; ders., R. und die Gegenwart, ebenda, 22, 1899, S. 578 ff.; Mag. der Tierheilkde. HR Prof. Dr. M. R. †, ebenda, 30, 1907, S. 255 ff.; J. Csokor, Am Grabe R.s, ebenda, 30, 1907, S. 257 ff.; G. Günther, M. F. R. Das Lebensbild eines Reformators, in: Wr. Tierärztliche Ms. 14, 1927, S. 443 ff.; Wurzbach; G. W. Schrader, Biograph.-literar. Lex. der Thierärzte aller Zeiten und Länder . . ., hrsg. von E. Hering, 1863; G. Günther, Die Tierärztliche Hochschule in Wien, (1930), S. 70; 200 Jahre Tierärztliche Hochschule in Wien, red. von R. Pobisch und O. Schaller, (1968), s. Reg.; H. Vogel, Personalbibliographien der Prof. und Doz. . . . Tierheilkde (1972), S. 112 ff.; R. Slöckl, M. F. R. (1818–1907), phil. Diss. Wien, 1982; Allg. Verw. A., Wien.
(P. F. Knezevic)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 201f.
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