Rössler Stefan (Karl), OCist., Abt und Historiker. * Ganz (NÖ), 16. 11. 1842; † Zwettl (NÖ), 16. 3. 1923. Trat 1861 in das Zisterzienserstift Zwettl ein und legte 1865 die feierliche Ordensprofeß ab. Nach der Priesterweihe (1866) war er zunächst als Seelsorger tätig. 1875 übernahm R. die Leitung der stiftlichen Wirtschaftsbetriebe (Landwirtschaft, Bauamt), 1878 wurde er zum 62. Abt des Stiftes Zwettl gewählt. R. entfaltete während seiner Amtstätigkeit ungemein rege und vielfältige Aktivitäten. Schon ab 1878 ließ er, dabei meist von dem Architekten Riewel (s. d.) beraten, umfassende Restaurierungen und Veränderungen an den mittelalterlichen Bauteilen des Klosters vornehmen. Im gesamten Stiftsbereich wurde ein umfangreiches Modernisierungsprogramm durchgeführt: das stiftliche Alters- und Pflegeheim wurde renoviert, Kanalisation und Wasserleitung erfuhren eine weitgehende Erneuerung, ab 1892 wurde das Stift aus eigenem Kraftwerk mit elektr. Strom versorgt. Nach dem Abschluß der Sanierungs- und Adaptierungsarbeiten an der vorhandenen Bausubstanz ließ er einige Neubauten errichten. Neben der Bautätigkeit galt R.s Interesse in bes. Maße der Erhaltung und Vermehrung der stiftlichen Kunstsmlg. Bleibende Verdienste erwarb er sich auch um die Pflege der Wiss. im Stift. Er veröff. selbst eine Reihe von Arbeiten zur Stiftsgeschichte, vor allem zur Bau- und Kunstgeschichte. Das ganz bes. Anliegen R.s war jedoch die Überwindung der geistigen Auswirkungen des Josephinismus und die Anbahnung eines wieder mehr von klösterlichgemeinschaftlichem Selbstverständnis geprägten Lebensstiles in seinem Konvent. Vielfach geehrt und ausgezeichnet; u. a. 1897 Konservator der Zentralkomm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale.