Rohrer Rudolf Maria von, Buchdrucker, Verleger und Politiker. * Brünn (Brno), 6. 9. 1838; † ebenda, 6. 12. 1914. Sohn des Vorigen; arbeitete ab 1852 noch während des Besuchs des Gymn. als Praktikant in der Druckerei seiner verstorbenen Eltern, 1855 und 1856 hörte er Vorlesungen an der Brünner Techn. Hochschule, 1857–59 erweiterte er seine Fachkenntnisse in Betrieben in Troppau (Opava), Wien, Magdeburg, Osnabrück und Prag. 1860 übernahm R. die techn., 1861 die Gesamtleitung des Familienunternehmens, das sich unter seiner Führung, ab 1887 in Zusammenarbeit mit seinem Sohn Rudolf R. d. J. ( * Brünn, 1. 11. 1864; † Brünn, 4. 1. 1913), u. a. Präs. des Volkstumsrates in Mähren und des flugtechn. Ver. in Mähren,zu einer der größten und angesehensten Druckereien und Verlagsanstalten der Österr.ung. Monarchie entwickelte (Anerkennungen und Auszeichnungen bei verschiedenen. Ausst., wie Weltausst. in Wien, 1873, und Paris, 1878). An Verlagswerken sind bes. hist., heimat- und wirtschaftskundliche, aber auch belletrist. Publ., Regierungs- und Ver.Drucksorten sowie zahlreiche Fachz. zu erwähnen. Die Druckerei, die 1905 in ein neues, modernes Gebäude übersiedelte, arbeitete auch viel für Wr. und dt. Verlage. 1897 bzw. 1899 hatte Rudolf R. d. J. noch zusätzlich Druckerei und Verlag Friedr. Irrgang erworben, bei dem der „Tagesbote aus Mähren und Schlesien“ hrsg. wurde. R., ein typ. Vertreter dt.-liberalen Unternehmertums, war auch im polit. und öff. Leben stark engagiert: Er war Vizebürgermeister von Brünn sowie mähr. Landtagsabg. und bekleidete leitende Funktionen u. a. in der Handels- und Gewerbekammer, im Bez.Schulrat sowie im Brünner Turnver. und im Mähr. Gewerbever. (zu deren Gründern er zählte). Bes. Organisator. Verdienste erwarb er sich um das Feuerwehrwesen (Gründung des Österr. Feuerwehr-Reichsverbandes und der „Östereichischen Verbands-Feuerwehr-Zeitung“, Obmann der Brünner Turnerfeuerwehr, Vorsitzender des Österr. Feuerwehr-Reichsverbandes etc.). R. wurde vielfach ausgezeichnet, 1914 nob. Nach seinem Tod übernahm die Witwe Rudolf R.s d. J., Margarethe, geb. Krackhardt, den Druckereibetrieb. Sie leitete gem. mit ihrem Sohn Friedrich (* 1895) durch Pachtung (1920) und späteren Ankauf (1924) der Druckerei Wladaz in Baden (NÖ) die Übersiedlung des Familienunternehmens nach NÖ in die Wege.