Romako, Anton (1832-1889), Maler

Romako Anton, Maler. * Wien-Atzgersdorf, 20. 10. 1832; † Wien, 8. 3. 1889. Stud. bereits als 15jähriger an der Wr. Akad. der bildenden Künste und absolv. dann eine kurze Lehrzeit bei Waldmüller und K. Rahl (s. d.). 1849/50 arbeitete er im Atelier Kaulbachs in München, wo er auch dessen und Cornelius’ Malweise annahm. Ende 1850 wandte er sich wieder nach Wien, schloß sich Rahl an und arbeitete ganz in dessen Sinn. 1854/55 hielt er sich in Italien, 1856 wahrscheinlich in Spanien auf. Ab 1857 lebte R. nahezu zwei Jahrzehnte in Rom. In dieser Zeit hatte er großen Erfolg, nahm aktiv am gesellschaftlichen Leben der Stadt teil und führte ein großes Haus. In erster Linie schuf er Porträts und effektvoll gemalte, inhaltlich unverbindliche Genrebilder mit Szenen aus dem bäuerlichen Leben in der Romagna und den Albanerbergen. Er fand viele Käufer in der röm. Ges., aber auch unter – meist engl. – Reisenden. Viele Bilder aus dieser Schaffensperiode sind nicht mehr auffindbar. 1873 befand sich R. auf Einladung einer Familie, für die er bereits in Rom Bilder gemalt hatte, in England. 1876 verließ er Rom – wahrscheinlich aus familiären Gründen – und kehrte nach Wien zurück. Nun begann eine Zeit finanziellen Mißerfolgs, da Publikum und Kritik mit R.s Malerei nichts anfangen konnten und er auf die Hilfe einiger weniger Gönner angewiesen war. 1877 war er in Badgastein, 1878 in Paris, 1879 (?) in Ungarn. 1882–84 lebte R. abwechselnd in Gen fund Paris. In den letzten Jahren seines Lebens hielt er sich mehrmals in Baden bei Wien und auf Schloß Greillenstein bei Horn auf. Erst etwa 15 Jahre nach seinem Tod begann man, auf sein Werk aufmerksam zu werden. R.s Malerei ist voll von Gegensätzen. Ihm stand jederzeit ein sehr unterschiedliches techn. Vokabular zur Verfügung, sodaß viele seiner Bilder nur ungenau chronolog. in sein Œuvre einzuordnen sind. Kontraste wie glatt und pastos, maler. und graph. sind ein wesentliches Merkmal seiner Kunst, ein anderes ist die oft gefährliche Annäherung an „süßliche Koketterie“. R.s Bildnisse sind in ihrer oft nervösen Unruhe, der auch die Maltechnik entspricht, Vorwegnahmen expressionist. psycholog. Porträtauffassung. Ausst.: Wien 1905, 1913, 1924, 1936, 1950.

W.: (Ölbilder): Italien. Fischerkind, 1872 (Österr. Galerie, Wien); Nächtlicher Zweikampf, 1872, Eine Tochter des Künstlers, ca. 1873 (beide Neue Galerie der Stadt Linz); Die Gattin des Künstlers mit den zweiTöchtern ca. 1873, Gasteinertal, 1877, Am Wolfgangsee, 1877 (alle Österr. Galerie, Wien); Mozart am Spinett, 1877 (Mozarteum, Salzburg); Die Schlacht bei Zenta, 1880–82, Zwei Freundinnen, 1880–82, Kn. Elisabeth, ca. 1882, Rosenpflückendes Mädchen, ca. 1882 (alle Österr. Galerie, Wien); Bauernmädchen mit Rechen, 1882 (Bayer. Staatsgemäldesmlg., München); Einzug Marc Aurels in Wien, ca. 1887 (Hist. Mus. der Stadt Wien); etc.
L.: N. Fr. Pr. vom 9. 3. 1889; Die österr. Furche vom 29. 4. 1950; F. Novotny, A. R.s Gasteiner Landschaften, in: Alte und neue Kunst 1, 1952, S. 34 ff.; F. Glück, Neues zum Werk und Leben R.s, ebenda, 2, 1953, S. 55 ff.; H. Ankwicz-Kleehoven, Die R.-Bll. der Wr. Akad.-Bibl, in: Wr. Jb. für Kunstgeschichte 15, (1953), S. 173 ff; F. Novotny, Ein Totentanzbild von A. R., in: Mitt. der Österr. Galerie 3, 1959, n. 34–36, S. 32 ff.; ders., Wieder zum Vorschein gekommene Werke von A. R., ebenda, 9, 1965, n. 53, S. 33 ff.; J. Muschik, A. R.– Maler zwischen den Zeiten, in: das kunstwerk 18, 1965, H. 9, S. 16 ff.; L. Eitner, The Artist Estranged. Messerschmidt and R., in: The Grand Eccentric Art News Annual 32, 1966; E. Vancsa, Überlegungen zur polit. Rolle der Historienmalerei des 19. Jh., in: Wr. Jb. Für Kunstgeschichte 28, 1975, S. 154, 158; Bénézit; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Kosch, Kath. Deutschland; N. Österr. Biogr. 12, 1957, S. 76 ff.; Seubert; Thieme-Becker; Wurzbach; F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh. 2/1, 1898; F. Novotny, Der Maler A. R. 1832–89 ( = Veröff. der Österr. Galerie in Wien 1), (1954); W. Buchowiecki, Geschichte der Malerei in Wien ( = Geschichte der Stadt Wien, NR 7, 2), 1955, s. Reg.; F. Novotny, A. R. 24 Aquarelle ( = Österr. Aquarellisten 3, hrsg. von F. Novotny), (1956); ders., Painting and Sculpture in Europe 1780–1880 ( = The Pelican History of Art 20), 1960, s. Reg.; Österr. Künstler und Rom. Vom Barock zur Secession, Akad. der bildenden Künste, Wien 1972, S. 67 ff., 192 ff. (Kat.); H. Fuchs, Die österr. Maler des 19. Jh. 3, 1973; 1000 Jahre Österr., hrsg.von W. Pollak, 2, (1973), S. 315 ff.
(G. Frodl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 229f.
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