Ronzani, Domenico (1803-1868), Tänzer, Choreograph und Impresario

Ronzani Domenico, Tänzer, Choreograph und Impresario. * Triest, 19. 5. 1803; † New York, N. Y. (USA), 13. 2. 1868. Sohn eines Schiffskapitäns; stud. an der Real- und Naut. Schule in Triest, nahm aber auch Unterricht in der Tanzkunst und in der Pantomime und schlug 1820 die Theaterlaufbahn ein, die ihn im Zuge wechselnder Engagements an zahlreichen Bühnen Italiens vom Figuranten bis zum Ersten Tänzer aufsteigen ließ. 1829 wurde R. als Erster Mimiker an die Mailänder Scala engagiert, wo er u. a. in Viganòs „La Vestale“ und als Partner von F. Elßler (s. d.) in J. Perrots „Esmeralda“ auftrat, aber auch eine Reihe eigener Ballettschöpfungen zur Auff. brachte. R. gastierte während seines langjährigen Engagements in Mailand auch fallweise in anderen Städten Italiens; bes. sind seine Ballettinszenierungen in Bologna (1845) für die ebenfalls dort gastierende Elßler hervorzuheben. Auch am Kärtnertortheater in Wien, an dem er 1846–54 Ballettmeister war, choreographierte er viele Ballette, von denen „Esmeralda“ und „Faust“ (nach Perrot), beide wieder für die Elßler, bes. nachhaltigen Erfolg erzielten. Daneben betätigte sich R. auch als Impresario und unternahm mit dem Hofballett Tourneen nach Italien. 1856/57 Ballettmeister an der kgl. Oper Turin, 1857 am Her Majesty’s Theatre in London, kam er im selben Jahr mit einer von ihm zusammengestellten hochrangigen Ballettkompagnie (u. a. mit der Lamoureux und dem später als Ballettlehrer so erfolgreichen E. Cecchetti) nach Amerika, das er, außer für zwei Produktionen in Mailand im Winter 1857/58, nicht mehr verließ. 1859 vereinigte R. eine neugegründete Truppe (mit hervorragenden Kräften wie der Galletti und G. W. Smith) mit der Escott English Opera Company. Trotz einiger großer künstler. Erfolge, u. a. in Philadelphia, Boston und New York, aber auch 1859 in Havanna, war die Zeit des von R. vertretenen romant. Balletts in Amerika vorbei – Ende 1866 zog er sich nach finanziellem und künstler. Niedergang vom Theater zurück.

W.: (Ballette): La Morte di Procotieff, 1839; Caterina Howard, 1842; Dilara, 1847; La Rivolta delle Donne nel Seraglio, 1845; Il Conte della Gherardesca, 1846; Der Pariser Taugenichts, 1847; Der Fischer und sein Mädchen, 1849; La Sposa d’Appenzello, 1850; Il Diavolo innamorato, 1852; Das goldene Pferd, 1854; Uriella, 1854; Il Corsaro, 1858; etc. – Inszenierungen und Choreographien: A. Monticini, L’Orfana di Ginevra, 1839; A. Cortesi, Giselle, 1845; ders., Beatrice, 1847; J. Perrot, Catarina, 1847; ders., Odetta, 1852; A. Adam, Il Corsaro, 1856; etc.
L.: Allg. Theaterztg. vom 1., 11., 22./24. 5., 29. 7., 9. 10., 19. und 23. 11. 1847; (Wolff’s) Almanach für Freunde der Schauspielkunst . . . 11, 1847, 12, 1848; L. Moore, G. W. Smith, in: Dance index 4, 1945, n. 6/8, S. 87 ff.; Schmidl; Wurzbach; F. Regli, Dizionario biografico, 1860, S. 458 f.; G. C. Bottura, Storia aneddotica documentata del Teatro Comunale di Trieste, 1885, S. 248 f., 342, 347; G. Caprin, I nostri nonni, 3. Aufl. 1888, S. 194 f.; V. Junk, Hdb. des Tanzes, 1930; L. Moore, Images of the Dance, 1965, S. 73; Th. A. Brown, History of the American Stage, Neuaufl. (1969); G. C. D. Odell, Annals of the New York Stage 7, Neuaufl. 1970, s. Reg.; L. Rossi, Dizionario di Balletto, 1970; Dictionary Cat. of the Dance Collection 8, 1974; F. Hadamowsky, Die Wr. Hoftheater (Staatstheater) 2 ( = Museion, NF, R. 1, 4/2), 1975, s. Reg.; F. Stieger, Opernlex. 2/2, 1977, S. 417, 771, 903, 990, 4/1, 1982, S. 249; Mitt. A. M. Milloss, Rom, M.-L. Nesbeda, F. Nesbeda, beide Triest, Italien, und G. Oswald, New York, USA.
(E. Fleissner-Moebius – H. Reitterer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 238f.
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