Rosche, Alfred (1884-1947), Politiker und Finanzfachmann

Rosche Alfred, Politiker und Finanzfachmann. * Schluckenau (Šluknov, Böhmen), 2. 8. 1884; † Prag, 31. 1. 1947. Stud. an den Univ. Graz (1908–10, 1911 Dr. jur.) und Prag Jus. War dann als Advokat in Graz tätig. Während des Ersten Weltkriegs übersiedelte er als Advokat und Wirtschaftsjurist nach Nixdorf (Mikulášovice) in Nordböhmen. R. war zunächst Mitgl. der Dt. Nationalpartei, die er 1926–28 im Prager Abg.Haus (ab 1927 Obmann ihres parlamentar. Klubs) vertrat; Wortführer der dt.-bürgerlichen Opposition in den Parlamentsdebatten über Finanzpolitik und Steuerrecht. Als sein Versuch einer Verständigung mit den „aktivistischen“ (regierungsfreundlichen) dt. Parteien von der Parteileitung abgelehnt wurde, legte er sein Mandat zurück. 1928 erfolgte die Gründung der Dt. Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft, bestehend aus der R.-Gruppe (dem aus der Dt. Nationalpartei herausgelösten nordböhm. Ind.Flügel) und der Dt.-demokrat. Freiheitspartei, deren Abg. R. in der Wahlperiode 1929–35 war und die 1930 ihren Austritt aus der Regierungsmehrheit bekanntgab, ohne in die Opposition zu gehen. 1935 trat R. zur Sudetendt. Partei (Heimatfront) Henleins über, wurde Abg. der Hauptparteileitung und Mitgl. des Teams der Sudetendt. Partei, welches mit der Regierung vor dem Münchner Abkommen verhandeln sollte. 1938 Mitgl. des Dt. Reichstags, 1942 SA-Standartenführer. 1946 wurde er vor dem außerordentlichen Volksgericht in Prag aufgrund des Republikschutzgesetzes und des Retributionsge setzes angeklagt, starb jedoch während des Prozesses im Gefängnis.

L.: Der Tagesbote vom 2. 8. 1944; E. V. Kamm, R. – ein sudetendt. Schicksal, in: Biograph. He. 1, 1935, S. 3 ff.; Kosch, Kath. Deutschland; Masaryk; Otto, Erg.Bd. V/2; F. Wertheimer, Von dt. Parteien und Parteiführern im Ausland, 2. Aufl. 1930, s. Reg.; Köpfe der Politik, Wirtschaft, Kunst und Wiss. in Europa. Tschechoslowak. Republik, 1936; J. César–B. Černý, Politika nĕmeckých buržoazních stran v Československu . . . 1–2, 1962, s. Reg.
(He. Slapnicka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 242
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