Rosenthal Friedrich (Jacques), Dramaturg, Regisseur, Theaterwissenschafter und Pädagoge. * Wien, 21. 7. 1885; † KZ Auschwitz (Oświęcim, Galizien), nach dem 31. 8. 1942. Sohn eines Kaufmannes; stud. in Wien 1902–06 an der Techn. Hochschule, Phil. 1903/04, 1907/08 und 1909/10 an der Univ., 1910–12 an der Univ. Heidelberg. 1909/10 besuchte er auch die Schauspielschule der Akad. für Musik und darstellende Kunst in Wien. Erste prakt. Bühnenerfahrung sammelte R. 1911/12 als Dramaturg am Hof- und Nationaltheater in Mannheim. Danach als Dramaturg und Regisseur 1913–29 an das Dt. Volkstheater in Wien verpflichtet (Regiedebut mit Björnsons „Die Neuvermählten“, 1914), inszenierte R. eine große Anzahl klass. Werke sowie Dramen Grillparzers (s. d.) und Volksstücke; 1932 wurde er als Regisseur und Dramaturg ans Burgtheater berufen, wo er bis zu seiner Entlassung, 1938, 26 Inszenierungen leitete. In theoret. Schriften suchte R., die Krise des Theaters und der Schauspielkunst in wiss.-hist. Analyse zu erforschen. Nicht weniger krit. beschreibt er österr. Theatergeschichte, jedoch mit Bewußtheit „positiv, poetisch, ja hymnisch“. Als Vorkämpfer der Bestrebung, Theater aufgrund sorgfältiger Spielplangestaltungen neu aufleben zu lassen, gründete R. im Auftrag des Unterrichtsrnin. die erste staatliche Wanderbühne in Österr., die er 1920/1921 leitete. Damit verbundene Nachwuchsförderung setzte er in privatem dramat. Unterricht und in den 30er Jahren als Lehrer an der Akad. für Musik und darstellende Kunst in Wien, Reinhardt-Seminar, fort. 1938 nach Frankreich emigriert, versuchte er, seine publizist. Tätigkeit fortzusetzen. Nach Internierung in Marseille und Toulouse, 1939, wurde R. von der Gestapo in Corrèze verhaftet, vermutlich bei dem Versuch, seiner Frau, der Tanzkünstlerin und Pädagogin G. Bodenwieser-R. (1890–1959), zu folgen, die ihre Tanzgruppe über Südamerika nach Australien retten und dort eine neue Schule aufbauen konnte.