Rothschild, Albert Salomon Anselm Frh. von (1844-1911), Finanzmann und Mäzen

Rothschild Albert Salomon Anselm Frh. von, Finanzmann und Mäzen. * Wien, 29. 10. 1844; † Wien, 11. 2. 1911. Sohn des Folgenden, Bruder des Sammlers, Reiseschriftstellers und Bankiers Nathaniel M. Frh. v. R., Enkel des Bankiers Salomon M. Frh. v. R. (beide s. d.); erhielt in Hamburg seine kaufmänn. Ausbildung, die er auf vielen Auslandsaufenthalten vervollständigte. 1874 übernahm er die Leitung des Wr. Bankhauses Salomon Mayer R. Als einflußreicher Gen.Rat der Österr.-ung. Bank führte er zahlreiche Finanzoperationen großen Stils erfolgreich durch. Vor allem um die wirtschaftliche Erschließung Ungarns bemüht, vermittelte er 1881 die Konvertierung von 592 Millionen fl ung. Goldrente von 6% auf 4%, wobei er 150–160 Millionen fl verdiente. Als Dank für die Förderung der ung. Wirtschaft erreichte Ministerpräs. Tisza bei K. Franz Joseph (s. d.) die Hoffähigkeit der Familie R. Wie sein Bruder Nathaniel M. besaß auch R. in Wien IV. ein prunkvolles Palais, war ein begeisterter Amateurphotograph, richtete sich ein privates Atelier ein und förderte ebenfalls den Wr. Kamera-Club, in dessen Organen („Photographische Rundschau“, „Wiener Photographische Blätter“) er zahlreiche Artikel veröff. 1872–83 bekleidete er das Amt eines Präs. der Wr. Schachges., war ab 1895 deren Ehrenpräs., später Ehrenpräs, der 1898 fusionierten Ver. Wr. Schachges. und Neuer Wr. Schachklub. Seiner Initiative und seinem Mäzenatentum ist es zu verdanken, daß die großen internationalen Schachturniere von 1873, 1882, 1898 und 1908 in Wien durchgeführt werden konnten. Als Besitzer der Schlösser Langau, Enzesfeld, Schillersdorf und Beneschau (Benešov) veranstaltete er jährlich große Treibjagden. Sein Reitstall in Wien-Freudenau gewann mehrfach das Derby. Ein begeisterter Alpinist, bestieg R. als siebenter das Matterhorn. Er stiftete über 35 Millionen fl für kulturelle (Ausbau des Botan. Gartens und eines Kunstgewerbemus., Bau einer Sternwarte eto.) und soziale Zwecke (Versorgung notleidender Künstler, Errichtung eines jüd. Waisenhauses in Wien, einer Nervenklinik im Allg. Krankenhaus, Bau der Frauenklinik Bettina-Stiftung im Kn. Elisabethspital, Ausbau des jüd. Spitals, Erweiterung der Taubstummenanstalt um eine Blindenanstalt etc.).

L.: N. Fr. Pr. vom 11., 12. und 14. 2. 1911; Kunst und Kunsthandwerk 14, 1911, S. 138; Biograph. Jb. 16, 1914; Enc. Jud.; Jüd. Lex.; Universal Jew. Enc.; Wininger; W. Brewiiz, Die Familie R., 1943, S. 144; The Standard Jewish Enc., 1959; F. Morton, Die R., 1961, s. Reg.; H. Schnee, R. Geschichte einer Finanzdynastie ( = Persönlichkeit und Geschichte 23), 1961, S. 76; E. C. Conte Corti,Die R., 1962, s. Reg.; J. Mentschl – G. Otruba, Österr. Industrielle und Bankiers ( = Österr. – R. 279/281), 1965, S. 72 f.; V. Cawles, Die R. 1763–1973, 1973. s.Reg.; Geschichte der Fotografie in Österr. 1–2, Wien 1983, s. Reg. (Kat.); Mitt. E. Spitzenberger, Wien.
(G. Otruba)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 43, 1986), S. 288
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