Rotter, Ludwig (1810-1895), Chordirektor, Komponist, Musikpädagoge und Organist

Rotter Ludwig, Chordirektor, Komponist, Musikpädagoge und Organist. * Wien, 6. 9. 1810; † Wien, 5. 4. 1895. Sohn eines Advokaten; erhielt schon während des Besuchs des Wr. Akadem. Gymn. Unterricht in der Musik, der er sich nach Absolv. des Gymn. ganz widmete. Zunächst ein gesuchter Klavierlehrer und Begleiter berühmter Sänger wie Rubini und Tamburini, wurde R. Anfang der 30er Jahre Organist an der Kirche Am Hof und an der Univ.Kirche, 1845 als Nachfolger J. Drechslers (s. d.) Chordir. (bis 1876). Ab 1843 wirkte R. zu St. Anna als Prof. für Harmonielehre, Generalbaß und Orgelspiel an der Schule des Ver. zur Beförderung und Verbreitung echter Kirchenmusik, der die künftigen Lehrer in der kirchenmusikal. Tradition der Wr. Schule ausbildete und für den er als Lehrbuch die „Harmonologie. Vollständige theoretisch-practische Generalbaß- und Harmonielehre . . . “(1849) verfaßte. 1858 wurde R. Exspektant für die Hoforganistenstelle, 1862 w., 1867 Erster Hoforganist; 1870 Tit.Vizekapellmeister an der Wr. Hofmusikkapelle, konnte er jedoch seinen Dienst wegen zunehmender Schwerhörigkeit ab 1877 nicht mehr versehen und wurde von P. Richter (s. d.) substituiert. R.s kompositor. Schaffen war wesentlich von seinem Berufsleben bestimmt. Den Klavierwerken seiner Jugendjahre, gefälligen Stücken nachklass. Charakters, und den, meist ungedruckten, Orchester- und Kammermusikwerken folgten die Kirchenmusikkompositionen, die R. zu seinen Lebzeiten bekannt und berühmt gemacht haben. Er war 1867–96 der an der Wr. Hofmusikkapelle weitaus am meisten aufgef. Komponist, auch an anderen Wr. Kirchen wurden seine Werke bis in die Zwischenkriegszeit häufig gespielt. Wegen seiner Verdienste um die Kirchenmusik wurde R. Ehrenmitgl. mehrerer Musikver.

W.: Salve Regina für Altsolo, Chor und Orchester, 1842; Gradualien; Kammermusik; Klavierkonzert; Klavierwerke zu 2 und 4 Händen; 6 Messen; Offertorien; 3 Ouverturen; Requiem, g-Moll; Requiem, a-Moll; etc.
L.: N. Fr. Pr. vom 5. 4. 1895 (Abendausg.); ADB; Eisenberg, 1893, Bd. 1; Kosch, Kath. Deutschland; Mendel-Reissmann; MGG; Riemann, 11. und 12. Aufl.; Wurzbach; L. Ritter v. Köchel, Die k. Hof-Musikkapelle in Wien von 1543 bis 1867, 1869, S. 98, 114; U. Kornmüller, Lex. der kirchlichen Tonkunst, 2. Aufl.1895; E. Tittel, Österr. Kirchenmusik ( = Schriftenr. des Allg. Cäcilien-Verbandes für die Länder der dt. Sprache 2), (1961), s. Reg.; M. Wagner, Die Harmonielehren der ersten Hälfte des 19. Jh. ( = Stud. zur Musikgeschichte des 19. Jh. 38), 1974, s. Reg.; U. Thomson, Voraussetzungen und Artungen der österr. Generalbaßlehre zwischen Albrechtsberger und Sechter ( = Wr. Veröff. zur Musikwiss. 8), 1978, S. 31, 40, 60, 66, 72; Th. Antonicek, A. Bruckner und die Wr. Hofmusikkapelle ( = A. Bruckner, Dokumente und Stud. 1), 1979, s. Reg.; H. Hermann-Schneider, Status und Funktion des Hofkapellmeisters in Wien (1848–1918) ( = Innsbrucker Beitrr. zur Musikwiss. 5), (1981), s. Reg.
(M. Kreuz)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 296
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