Rudolf Johann Josef Rainer, Erzherzog von Österreich, Erzbischof. * Florenz (Italien), 9. 1. 1788; † Baden (NÖ), 23. 7. 1831. Jüngster Sohn K. Leopolds II. und der span. Kg.Tochter Maria Louise, Bruder von K. Franz I. (s. d.), Urgroßonkel des Vorigen; wurde bereits 1805 (Tonsur und niedere Weihen) zum Koadjutor des Erzbischofs von Olmütz (Olomouc) ernannt. Nach privatem Theol.Stud. in Wien 1806–1811 unter der Aufsicht des Klosterneuburger Chorherrn D. Tobenz folgte er 1819 (Priesterweihe) Gf. Trauttmannsdorf-Weinsberg in dessen Amt als Fürsterzbischof von Olmütz und wurde noch im selben Jahr Kardinal. Zeitlebens von schwacher Gesundheit, in Seelsorge und kirchlicher Verwaltung unerfahren, geriet er, dem staatskirchlichen System seines Bruders ganz ergeben, in starke Abhängigkeit von seinen Ratgebern. R. war persönlich wohltätig, fromm, den neuen religiösen Gedanken der Restauration zugänglich und dem Theologen und Bischof G. Ziegler näher verbunden. Infolge R.s Intervention wurde 1827 das Olmützer Lyzeum wieder zur Univ. erhoben. 1829/30 gründete er, beraten von dem Bergbau- und Eisenbahnfachmann Riepl (s. d.), als Unternehmen des Erzbistums die Eisenwerke (Rudolphshütte) in Witkowitz (Ostrava-Vítkovice), wo die ersten Kokshochöfen der Österr.-ung. Monarchie in Betrieb genommen wurden. R. hatte viele künstler. Interessen, die vor allem der Kupferstecherkunst und – ein habsburg. Erbe – der Musik galten. Er war ab 1803 (oder 1804) Schüler Beethovens (s. d.) im Klavierspiel, später in Musiktheorie und Komposition, und stand zu ihm in einem beiderseitig aufrichtigen freundschaftlichen Verhältnis: R. bildete nicht nur gem. mit den Fürsten F. J. Nep. Kinsky und J. F. M. Lobkowitz (s. d.) jenes Konsortium, das für Beethoven ab 1809 eine Ehrenpension aussetzte, sondern steht auch als Widmungsträger an Zahl und Bedeutung der ihm dedizierten Werke (u. a. 4. und 5. Klavierkonzert, op. 58 und 73, Klaviersonaten, op. 81a, 106, 111, Klaviertrio, op. 97, bes. aber die für seine Inthronisation gedachte, aber erst 1823 vollendete Missa solemnis, op. 123) an erster Stelle. Seine eigenen Kompositionen (u. a. Variationswerke für Klavier, Kammermusik) sind noch nicht genügend untersucht. R. war ab 1814 auch Protektor der Wr. Ges. der Musikfreunde, der er seine umfangreiche und wertvolle Musikbibl. (ein Teilbestand verblieb in Kremsier/Kroměříž) hinterließ.