Rutra, Arthur Ernst; früher Samuely (1892-nach Oktober 1942), Schriftsteller und Journalist

Rutra Arthur Ernst, Schriftsteller und Journalist. * Lemberg (L’viv), 18. 9. 1892; † nach Oktober 1942. Hieß bis 1919 Samuely. Sohn eines Kaufmannes, entstammte er mütterlicherseits einer jüd. Gelehrtenfamilie; stud. an der Univ. Wien 1911–13 Jus, 1913–15 Phil. (bes. Germanistik) und war in dieser Zeit Mitgl. des Akadem. Verbandes für Literatur und Musik, dem u. a. auch sein Freund R. Müller (s. d.) angehörte; 1917 Dr. phil. Ab 1918 lebte R. als Verlagsangestellter (u. a. Georg Müller Verlag, Kurt Wolff Verlag) und Publizist in München (u. a. bis 1933 Red. und Mitarbeiter der Romanz. „Moment“, danach des „Moment-Magazins“), wo er auch Mitgl. des Schutzverbandes Dt. Schriftsteller war, 1933 emigrierte er nach Wien. Ab 1934 Mitgl. der Vaterländ. Front und ab 1936 – unter der Chiffre eb – Mitarbeiter an der Z. für kath. Emigranten „Der Christliche Ständestaat“, war er im Heimatdienst, der zentralen Propagandastelle der Vaterländ. Front, vorwiegend damit betraut, dt. Presseangriffen gegen Österr. zu begegnen sowie die Red. des „Christlichen Ständestaates“ und die Tätigkeit der dt. Emigranten zu beobachten. R. war auch an der Gründung der konservativen Emigrantenorganisation Dt. Front beteiligt. 1938 verhaftet, wurde er 1941 zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt und 1942 nach Minsk deportiert. Er dürfte in einem KZ umgekommen sein. R.s literar. Schaffen steht stark unter dem Einfluß Müllers, dessen Kritik an Materialismus und geistloser Zivilisation der Gegenwart und dessen Streben nach einem neuen, idealist.-autonomen Menschentum er sich anschließt. Nach expressionist. Kriegslyrik und essayist.Versuchen trat er mit Nachdichtungen und Übers. vor allem aus dem Poln. (bes. Mickiewicz, s. d.) und Französ. (bes. Zola) und einiger Kurzprosa, in erster Linie aber als Bühnenautor hervor. In seinen von schwerem Pathos und obskurer Symbolik verdunkelten Tragödien stellt er dem modernen Menschen große und eigenwillige Charaktere gegenüber, die jedoch zum Untergang bestimmt sind.

W.: Russensturm, 1915; Golgatha, 1918; Barrikade, 1920; R. Müller. Denkrede, 1925; Herr Titan trägt Zinsen, 1925; Der Sport siegt!, (1927); Zoo. Menschliche Geschichten, 1927; Der Kronprinz, 1928; Spiel am Abgrund. Eine Streitschrift um das Theater, 1931; Einsamer Weg, 1937; Aus Österr. Kriegslieder, o. J.; Werkspionage, o. J.; Das fünfte Rad, o. J.; etc. Hrsg.: DerAnbruch. Ein Jb. neuer Jugend, gem. mit O. Schneider, 1920; Übers.; zahlreiche Beitrr. in Z., Sammelwerken; etc.
L.: Giebisch-Gugitz; Hdb. der Emigration 1; Kosch; Kosch, Theaterlex.; Nagl-Zeidler-Castle 4, s. Reg.; Reichshdb. der dt. Ges. 2, (1931); Lex. der Weltliteratur, bearb. von H. Kindermann und M. Dietrich, (1950); An den Wind geschrieben, hrsg. von M. Schlösser und H.-R. Ropertz ( = Agora 13/14),(1960), S. 206, 354; R. Ebneth, Die Österr. Ws. „Der Christliche Ständestaat“. Dt. Emigration in Österr. 1933–38 ( = Veröff. der Komm, für Zeitgeschichte, R. B, 19), (1976), s. Reg.; Das Burgtheater und sein Publikum 1, hrsg. von M. Dietrich ( = Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 305), 1976, s. Reg.; Die Vertreibung des Geistigen aus Österr., (1985), S. 95 (Kat.); UÀ Wien; Archiv, Inst. für Zeitgeschichte, München, BRD; Mitt. G. Renner, Wien.
(I. Egger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 339
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