Sacher-Masoch, Wanda von; eigentlich Angelika (Angelica) Aurora Rümelin, Ps. Wanda von Dunajew, D. Dolorès (1845–nach 1932), Schriftstellerin und Übersetzerin

Sacher-Masoch Wanda von, eigentlich Angelika (Angelica) Aurora Rümelin, Ps. Wanda von Dunajew, D. Dolorès, Schriftstellerin und Übersetzerin. Geb. Graz (Steiermark), 14. 3. 1845; gest. vermutlich nach 1932; röm.-kath. Aus einem alten Württemberger Geschlecht stammend, Tochter des Militärbeamten und Beamten am Rechnungshof Graz Wilhelm Rümelin; verheiratet mit →Leopold von Sacher-Masoch. – Mit der Trennung ihrer Eltern erlebte S. im Alter von 15 Jahren einen sozialen Abstieg in die Verarmung und verdiente sich nach dem Besuch einer Nähschule ihren Lebensunterhalt mit Stickerei- und Wäschereiarbeit sowie dem Verkauf von Tabak und Soda. 1871 erregte sie mit fingierten Briefen – unter dem Pseudonym Wanda von Dunajew, der Protagonistin aus dem Roman „Venus im Pelz“ von Leopold von Sacher-Masoch – die Aufmerksamkeit des bereits arrivierten Schriftstellers, den sie 1873 in Graz heiratete. Der Ehe entstammten drei Kinder. Die Beziehung war von Anfang an problematisch und von finanziellen Schwierigkeiten sowie häufigen Wohnungswechseln zwischen Wien, Graz, Bruck an der Mur, Budapest und Leipzig geprägt; 1883 erfolgte die Trennung (Scheidung 1886), danach lebte S. u. a. in (La) Neuveville (Schweiz), ab 1884 in Paris. Erste kleine Feuilletons und Novellen hatte ihr Mann an Zeitschriften wie das „Neue Pester Journal“ vermittelt und in seinen „Belletristischen Blättern“ aufgenommen. 1873 erschien der „Roman einer tugendhaften Frau. Ein Gegenstück zur ‚geschiedenen Frau‘ von Sacher-Masoch“. Weitere Publikationen in Analogie zu den Werken ihres Mannes folgten („Echter Hermelin. Geschichten aus der vornehmen Welt“, 1879, „Die Damen im Pelz“, 1881). Ihre Erinnerungen, „Meine Lebensbeichte. Memoiren“ (1906, Neuaufl. 2003), erreichten zahlreiche Auflagen und Übersetzungen in mehrere Sprachen. 1908 erschien ihre Erwiderung auf Carl Felix von Schlichtegrolls vernichtende Kritik an ihren Memoiren unter dem Titel „Masochismus und Masochisten. Nachtrag zur Lebensbeichte“. Für das Werk ihres geschiedenen Ehemannes engagierte sich S. auch nach dessen Tod, indem sie mehrere seiner Kurzgeschichten ins Französische übersetzte („La pantoufle de Sapho et autres contes“, 1907; “La Czarine noire et autres contes sur la flagellation“, 1907; „La jalousie dʼune impératrice“, 1908). Nach 1909 sind keine weiteren Lebensdokumente nachgewiesen.

Weitere W.: Übersetzung: G. Ohnet, Das Recht des Kindes, 1894.
L.: Brümmer; Kosch; C. F. v. Schlichtegroll, „Wanda“ ohne Pelz und Maske. Eine Antwort auf „Wanda“ von Sacher-Masochs „Meine Lebensbeichte“ nebst Veröffentlichungen aus Sacher-Masochs Tagebuch, 1906 (erweiterte Neuausgabe 2003, m. B.); Ch. Gürtler, Damen mit Pelz und Peitsche. Zu Texten von W. v. S., in: Th. Klugsberger u. a., Schwierige Verhältnisse. Liebe und Sexualität in der Frauenliteratur um 1900, 1992, S. 71–82; K. Gerstenberger, Truth to Tell. German Womenʼs Autobiographies and Turn-of-the-Century Culture, 2000, S. 140–174 (m. B.); H. Miesbacher, Narrische Leitʼ. Leopold und W. v. S. in Bruck a. d. Mur in den Jahren 1873 bis 1877, in: Blätter für Heimatkunde 78, 2004, S. 21–35 (m. B.); G. Wedel, Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon, 2010; W. Stahl, „Verlieren Sie nur nicht die Geduld mit mir.“ W. v. S. in ihren Briefen, in: M. Kobelt-Groch – M. Salewski, L. v. Sacher-Masoch: Ein Wegbereiter des 20. Jahrhunderts, 2010, S. 286–322 (m. B.); http://www.onb.ac.at/ariadne/vfb/bio_masoch.htm (Zugriff 9. 2. 2011, m. B.); Stadtpfarrkirche, Graz, Steiermark.
(W. Stahl)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)