Sacken, Eduard Frh. von (1825-1883), Archäologe und KunsthistorikerSacken Eduard Frh. von, Archäologe und Kunsthistoriker. * Wien, 3. 3. 1825; † Wien, 20. 2. 1883. Bruder des Vorigen; stud. ab 1840 an der Univ. Wien Phil., 1845 Dr. phil. Ab 1845 am Münz- und Antikenkabinett als Amanuensis angestellt, 1854 zum 4. Kustos extra statum, 1861 zum 3., 1863 zum 2., 1869 zum 1. Kustos und Vizedir., 1871 zum Dir. ernannt. 1851 habil. er sich an der Univ. Wien für Kunstgeschichte und Archäol. des Mittelalters, 1857/58 Dekan des philosoph. Doktorenkollegiums. S. war in der Central-Comm. zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale ab 1854 als Konservator, ab 1864 als ständiges Mitgl. tätig. Von J. D. Böhm (s. d.) und L. Schnorr von Carolsfeld in seinen künstler. Neigungen gefördert, erhielt er in den k. Smlg. unter Anleitung von J. C. Arneth und J. v. Bergmann (beide s. d.) seine wiss. Ausbildung. Ausgedehnte Stud.Reisen führten ihn mehrmals nach Deutschland, Italien, Frankreich und England. Durch intensive Beschäftigung mit den prähist., antiken und mittelalterlichen Beständen der k. Smlg. und durch seine Tätigkeit als Konservator wurde S. ein Fachmann der Denkmalkde., im bes. gehört er zu den Wegbereitern der Carnuntum- und der österr. Urgeschichtsforschung. Nach den Neuaufstellungen der Bronzensmlg. und der Ambraser Smlg. hatte S. großen Anteil an der Reorganisation der k. Smlg. (Abfassung neuer Inventare) und an den Planungsarbeiten für ihre Aufstellung im neuen Kunsthist. Mus. Unter seinen zahlreichen Publ. wurden neben Gesamtkat. der Ambraser Smlg. und des Münz- und Antikenkabinetts sowie der grundlegenden Aufarbeitung der Grabfunde von Hallstatt vor allem die Spezialkat. (Bronzen, Skulpturen) für die wiss. Forschung richtungweisend. S. war ab 1863 korr., ab 1869 w. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien; ab 1865 akadem. Rat an der Akad. der bildenden Künste in Wien, ab 1874 Mitgl. des Verwaltungsausschusses des German. Nationalmus. in Nürnberg. Von 1879–82 Präs., dann Vizepräs. der Anthropolog. Ges. in Wien, Mitbegründer und ab 1881 Vizepräs. des Alterthums-Ver. in Wien. S. war weiters Mitgl. und Ehrenmitgl. zahlreicher in- und ausländ. Ges. und Inst. und erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Orden; 1863 Ritter der französ. Ehrenlegion, 1873 Reg.Rat.
W.: Die röm. Stadt Carnuntum . . ., in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 9, 1853;Über die neuesten Funde zu Carnuntum bes. über die Reste eines Mithraeums und ein Militär-Diplom von K. Trajan, ebenda, 11, 1854; Die k. k. Ambraser-Smlg., 2 Tle., 1855; Kunstdenkmale des Mittelalters im Kr. ob dem Wiener Walde des Erzherzogthums NÖ, in: Jb. der k. k. Central-Comm. zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale 2, 1857; Die vorzüglichsten Rüstungen und Waffen der k. k. Ambraser-Smlg. . . ., 2 Bde., 1859–62; Katechismus der Baustyle ( = Webers Illustrierte Katechismen 39), 1861, 16. Aufl.: Die Baustile, neu bearb. von O. Gruner, 1906; Kunstdenkmale des Mittelalters im Kr. ob dem Manhartsberge des Erzherzogthums NÖ, in: Berr. und Mitth. des Alterthums-Ver. zu Wien 5, 1861; Katechismus der Heraldik ( = Webers Illustrierte Katechismen 51), 1862, 7. Aufl.: Heraldik, neu bearb. von M. v. Weittenhiller, 1906; Über die vorchristlichen Culturepochen Mitteleuropa’s und die Quellen der dt. Urgeschichte, 1862; Leitfaden zur Kde. des heidn. Alterthumes mit Beziehung auf die österr. Länder, 1865; Die Smlg. des k. k. Münz- und Antiken-Cabinetes, gem. mit F. Kenner, 1866; Archäolog. Wegweiser durch NÖ, 2 Bde., 1866–78; Das Grabfeld von Hallstatt in OÖ und dessen Alterthümer, 1868; Die antiken Bronzen des k. k. Münz- und Antikencabinets. I. Die figural. Bildwerke class. Kunst, 1871; Die antiken Sculpturen des k. k. Münzund Antiken-Cabinetes in Wien, 1873; Ueber Ansiedlungen und Funde aus heidn. Zeit in NÖ, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 74, 1873; Kunstwerke und Geräthe des Mittelalters und der Renaissance in der k. k. Ambraser-Smlg. . . ., o. J.; zahlreiche Beitrr., u. a. in Oesterr. Bll. für Literatur und Kunst, Mitth. der k. k. Central-Comm. zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, Jb. der kunsthist. Smlg. des allerhöchsten Kaiserhauses; etc.
L.: Fremden-Bl. und N. Fr. Pr. vom 21. 2. (beide Abendausg.), Wr. Ztg. vom 9. und 10. 3. 1883; J. Bergmann, Pflege der Numismatik in Österr. im 18. und 19. Jh., in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl. 28, 1858, S. 582 f.; J. Newald, Dr. E. Frh. v. S. †, in: Berr. und Mitth. des Alterthums-Ver. zu Wien 22, 1883, S. XVf.; F. Kenner, E. Frh. v. S., in: Mitth. der k. k. Central-Comm. zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale, NF 9, 1883, S. 71 ff.; Mitth. der Ges. für Salzburger Landeskde. 23, (1883), S. 410 ff.; M. Much, Dr. E. Frh. v. S. †, in: Mitth. der Anthropolog. Ges. in Wien 13, 1883, S. 83 f; Almanach Wien 33, 1883, S. 149 ff. (mit Werksverzeichnis): F. Kenner, E. Frh. v. S., in: Jb. der kunsthist. Smlg. des allerhöchsten Kaiserhauses 2, 1884, S. 221 ff.; B. Koch, Von den letzten Ruhestätten der wiss. Beamten des Wr. Münzkabinetts, in: Numismat. Z. 90, 1975, S. 121; M. A. Niegl, Die archäolog. Erforschung der Römerzeit in Österr., in: Denkschriften Wien, phil.-hist. Kl. 141, 1980, s. Reg.; J. J. Müller, Le baron E. v. S. et les rites funéraires préhistoriques chez nous, in: Bulletin de la Société Préhistorique Luxembourgeoise 4, 1982, S. 3 ff.; Lhotsky 1, S. 45, 54 f., 2, s. Reg.; Wurzbach; J. Schwerdfeger, Die hist. Ver. Wiens 1848–1908, 1908, S. 23, 35ff., 81 f., 91 f., 147, 162; A. Obermayr, Römerstadt Carnuntum, (1967), s. Reg.; A. Heidecker, A. Steinbüchel v. Rheinwall . . ., phil. Diss. Wien, 1969, S. 233 f.; Derröm. Limes in Österr., hrsg. von M. Kandler und H. Vetters, 1986, S. 50 f.; UA Wien.
(A. Bernhard-Walcher)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 44, 1987), S. 372f.