Salieri, Antonio (1750-1825), Komponist, Kapellmeister und Musiklehrer

Salieri Antonio, Komponist, Kapellmeister und Musiklehrer. *Legnago (Venetien), 18. 8. 1750; †Wien, 7. 5. 1825. Sohn eines Kaufmannes; erhielt ersten Musikunterricht (Cembalo, Violine) bei seinem Bruder Francesco, dann Violinunterricht bei dem Organisten von Legnago. 1765 Vollwaise, wurde er in Venedig weiter ausgebildet und 1766 von Gaßmann nach Wien gebracht. Dieser leitete hier S.s weitere Ausbildung in Sprachen und in der Musik. Bei den Kammermusiken K. Josephs II. eingeführt, lernte S. 1767 Metastasio, der ihn in der Deklamation schulte, 1769 Gluck kennen, der sein Gönner und Freund wurde. 1774, nach Gaßmanns Tod, Kammerkomponist und Kapellmeister der italien. Oper, 1788–1824 Hofkapellmeister, erwarb er sich große Verdienste um die Kapelle und ihre Mitgl. 1788–95 Präs., dann Vizepräs. der Tonkünstler-Societät, deren Konzerte er bis 1818 leitete; 1813 Mitgl. des Gründungskomitees des Konservatoriums der Ges. der Musikfreunde, ab 1817 Oberleiter der Singschule. S.s Opernschaffen ist geprägt durch die Tradition der italien. Opera seria einerseits – er schrieb für mehrere Saisonen an italien. Häusern die Eröffnungsopern — und die tw. Orientierung an der Tragédie lyrique Glucks anderseits. Die Hinwendung zu diesem wird schon in S.s erster großen Wr. Oper, „Armida“ (1771), bes. aber in den größten Erfolgen seiner künstler. Laufbahn, den für die Pariser Oper komponierten Werken „Les Danaïdes“, 1784, und „Tarare“, 1787 (Text von Beaumarchais), deutlich. Schon die Wr. Neubearb. von „Tarare“ mit dem umgearbeiteten Text von Da Ponte (s. Conegliano), die 1788 unter dem Titel „Axur, Re d’Ormus“ erstaufgef. wurde, zeigt jedoch wieder italien. Züge, die Oper „Palmira“ (uraufgef. Wien, 1795) eine Mischung aus deklamator. Stil, Reminiszenzen an Buffoszenen Mozarts und Elementen der Opera seria. Auch S.s Kirchenmusik, seine Oratorien und seine Instrumentalmusik verbinden italien. Grundlagen mit zeitgenöss. Strömungen. S., zu seiner Zeit als Musiker und Lehrer gleich hochgeschätzt, hat über 60 Schüler unterrichtet, unter ihnen Beethoven, Czerny, Hummel, Liszt, Moscheles, F. X. Mozart (alle s. d.), Schubert, Sechter, Süßmayer, Weigl und P. v. Winter. Eine sachliche Rivalität zwischen ihm und W. A. Mozart ist bei der Ungleichheit ihrer künstler. und sozialen Position unwahrscheinlich, negative Aussagen S.s über Mozart sind nicht nachweisbar. Auch die Meinung, er sei der Mörder Mozarts, die in der Belletristik und auch vom Film verbreitet wurde, ist hist. unhaltbar.

W.: Konzert für Violine, Oboe und Violoncello, 1770; La fiera di Venezia, 1772 (Oper); Orgelkonzert, 1773; 2 Klavierkonzerte, 1773; Konzert für Flöte und Oboe, 1774; Flötenkonzert, 1777; L’Europa riconosciuta, 1778, La grotta di Trofonio, 1785, Les Horaces, 1786, Falstaff ossia Le tre burle, 1799 (alle Opern); Der Rauchfangkehrer, 1781 (dt. Singspiel); Ballettmusik; 15 Chöre; Divertimenti; 150 Gesangstücke (Cavatinen, Lieder etc.); 14 Graduale; 9 Hymnen; 17 Introitus; Kammermusik; 157 Kanons; 13 Kantaten; 2 Litaneien; Märsche; 6 Messen; 6 Motetten; 31 Offertorien; insgesamt 44 Opern; 4 Oratorien; 9 Psalmen; 2 Requiem; Serenaden; Symphonien; 164 Vokalkompositionen für 2 bis 6 Stimmen; etc.
L.: ADB; Enc. dello spettacolo; Groner; Grove, 1980; MGG; Riemann, 12. Aufl.; Wurzbach; I. F. v. Mosel, Ueber das Leben und die Werke des A. S., 1827; A. v. Hermann, A. S., 1897; R. Nützlader, S. als Kirchenmusiker, phil. Diss. Wien, 1924; G. Magnani, A. S., 1934; A. della Corte, Un italiano all’estero. A. S., 1936; R. Angermüller, A. S., 1–3, 1971–74; E. E. Swenson, A. S., phil. Diss. Ithaca, N. Y., 1974; R. Angermüller, A. S., 1985 (mit Werks- und Literaturverzeichnis sowie Ausg. der Briefe und Schriften).
(R. Angermüller)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 45, 1988), S. 387
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