Sanzin, Rudolf (1874-1922), Techniker

Sanzin Rudolf, Techniker. * Mürzzuschlag (Stmk.), 4. 6. 1874; † Triest, 3. 6. 1922. Sohn eines Bahnbeamten; stud. 1895–1900 an der Techn. Hochschule Graz Maschinenbau, 1904 erster Dr. techn. in Österr., 1900/01 Ass., 1903/04 Konstrukteur an der Lehrkanzel für Maschinenbau. Nach dem Eintritt in die Südbahnges. (1901) erwarb S. prakt. Kenntnisse über Lokomotiven. Ab 1904 arbeitete er in Wien im Konstruktionsbüro der Südbahnges., wo er mit der Berechnung und dem Entwurf von Lokomotiven sowie deren Erprobung befaßt war und wo seine Begabung für theoret. Probleme deutlich wurde. Ab 1905 auch Supplent für theoret. Maschinenlehre an der Techn. Hochschule Graz, 1906 Priv.Doz. für Eisenbahnmaschinenwesen; 1909 Übertragung der Venia legendi an die Techn. Hochschule Wien und Hon.- Doz. für Lokomotivbau, 1919 Tit. ao. Prof. 1911 wurde S. als Mitarbeiter von Gölsdorf (s. d.) in das Eisenbahnmin. berufen. Er wurde mit der Durchführung theoret. Entwurfsarbeiten für neue Lokomotivreihen und deren wiss. Erprobung betraut. 1913 Titel eines Staatsbahnrates, 1918 Oberstaatsbahnrat und stellvertretender Vorstand des Dep. 23 (Konstruktion und Beschaffung von Lokomotiven) im Verkehrsmin. Mit Gründung des Elektrisierungsamtes der Dt.-Österr. Staatsbahnen (1919) übernahm S. auch die Abt. für Konstruktion und Beschaffung elektr. Triebfahrzeuge; unter seiner Leitung entstanden die ersten elektr. Lokomotivbauarten der österr. Staatsbahnen bzw. der Bundesbahn. Ab 1920 Vorstand des Dep. 23; im selben Jahr Min.Rat und Mitgl. des österr. Patentgerichtshofes; Ehrenmitgl. in- und ausländ. Ing.Ver. S.s Wirken als hervorra gender Lokomotivfachmann schlug sich in einer großen Zahl bedeutender wiss. Veröff. nieder.

W.: Die Entwicklung der Gebirgslokomotive, in: Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. 57, 1905; Untersuchungen über die Zugkraft von Lokomotiven, 1906 (Habil.Schrift); 4/5 gekoppelte Verbundlokomotive der österr. Gebirgsbahnen, 1907; Leistungsfähigkeit der Lokomotiven. Zugwiderstände, in: L. Stockert, Hdb. des Eisenbahnmaschinenwesens 2, 1908; Zugförderung auf Steilrampen, ebenda, 2, 1908; Kraftbedarf für den Betrieb von Vollbahnen, in: Z. des Österr. Ing.- und Architekten- Ver. 60, 1908; Indikator-Versuche an Lokomotiven, ebenda, 66, 1914, auch selbständig; Versuche an einer Naßdampf-Zwillings-Schnellzuglokomotive ( = Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des Ing.Wesens 150/151), 1914; Versuche mit Lokomotiven der österr. Staatsbahnen, in: Österr. Ws. für den öff. Baudienst 25, 1919; Versuchsergebnisse mit Dampflokomotiven ( = Forschungsarbeiten auf dem Gebiet des Ing.Wesens 251), 1921; Ergebnisse von Versuchen mit Dampflokomotiven, in: Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 77, 1922; etc.
L.: N. Fr. Pr. vom 7. 6. 1922; RP vom 7. 6. 1922 und 27. 1. 1923; Die Lokomotive 19, 1922, S. 90 f., 157 ff. (mit Werksverzeichnis); J. Rihosek, R. S. †, in: Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens 77, 1922, S. 260 f.; Z. des Ver. dt. Ing. 66, 1922, S. 1059; Z. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. 74, 1922, S. 212; Ztg. des Ver. dt. Eisenbahnverwaltungen 62, 1922, S. 669 f.; A. Lechner, Geschichte der Techn. Hochschule in Wien (1815–1940), 1942, s. Reg.; 150 Jahre Techn. Hochschule in Wien 1815–1965, 1–2, hrsg. von H. Sequenz. 1965, s. Reg.; K. Gölsdorf, Lokomotivbau in Alt-Österr. 1837–1918 ( = Schriftenr. Internationales Archiv für Lokomotivgeschichte 26), 1978, S. 96, 100, 110, ff.; VA Wien.
(K. H. Knauer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 9 (Lfg. 45, 1988), S. 419
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