Schanzer, Rudolf (1875-1944), SchriftstellerSchanzer Rudolf, Schriftsteller. * Wien, 12. 1. 1875; † 1944 (Selbstmord). Sohn eines Spediteurs; stud. 1893/94 an der Univ. Wien Jus. Anschließend war er als Journalist in Paris und als Privatsekretär und Journalist (u. a. für die „Berliner Zeitung am Mittag“) in Berlin tätig. S. war vorerst nebenberuflich und nach Anfangserfolgen ausschließlich schriftsteller, tätig und schrieb vornehmlich Operettenlibretti. Seine mehr als 30 Textbücher entstanden meist in Zusammenarbeit mit R. Bernauer und E. Welisch und wurden u. a. von Fall (s. d.) und O. Straus vertont. Ab 1934 lebte er in Bad Ischl (OÖ), ab 1936 in Wien. 1938 floh S., aus rass. Gründen verfolgt, nach Abbazia (Opatija), wo er 1944 von der Gestapo verhaftet wurde; er beging in der Haft Selbstmord. S. zählte in Berlin zu den bekanntesten Librettisten seiner Zeit.
W.: Filmzauber, gem. mit R. Bernauer (Musik von W. Kollo), 1912; Wie einst im Mai, gem. mit R. Bernauer (Musik von W. Kollo und W. Bredschneider), 1913; Die Frau im Hermelin, gem. mit E. Welisch (Musik von J. Gilbert), 1919; Madame Pompadour, gem. mit E. Welisch (Musik von L. Fall), 1922; Der süße Kavalier, gem. mit E. Welisch (Musik von L. Fall), 1923; Riquette, gem. mit E. Welisch (Musik von O. Straus), 1925; Teresina, gem. mit E. Welisch (Musik von O. Straus), 1925; etc.
L.: Giebisch-Gugitz; Hdb. der Emigration 2; Kosch: Kosch, Theaterlex.; K. Westermayer, Die Operette im Wandel des Zeitgeistes, 1931, s. Reg.; A. Bauer, Opern und Operetten in Wien, 1955, s. Reg.; R. Bernauer, Das Theater meines Lebens, (1955), s. Reg.; B. Grun, Kulturgeschichte der Operette, (1961), s. Reg.; F. Stieger, Opernlex. 3/3. 1981; Die Vertreibung des Geistigen aus Österr., (1985), S. 95 (Kat.): Archiv der staatlich genehmigten Ges. der Autoren, Komponisten und Musikverleger, Wien.
(G. Wichart)
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 39