Schary (Šáry), Johann Michael (Jan Michal) Edler von (1824–1881), Paläontologe und Industrieller

Schary (Šáry) Johann Michael (Jan Michal) Edler von, Paläontologe und Industrieller. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 9. 6. 1824; gest. ebd., 9. 2. 1881; röm.-kath. Sohn des Bierbrauers Johann Schary und der Katharina Schary, geb. Čulík, wiederverheiratete Wanžata (geb. Prag, 1807; gest. ebd., 16. 8. 1863), Stiefsohn des Bierbrauers Franz Wanžata (geb. Prag, 1817; gest. 1868), Vater von Josef Zdenko Schary (geb. Prag, 26. 12. 1848; gest. Königliche Weinberge, Böhmen / Praha, CZ, 1. 12. 1899), der bis 1885 das väterliche Unternehmen weiterführte; ab 1847 verheiratet mit Anna Maria Schary, geb. Bečvař (geb. Michl, Böhmen / Praha, CZ, 2. 11. 1824; gest. Prag, 13. 7. 1887). – Nach dem Besuch des polytechnischen Instituts in Prag, wo sich S. v. a. der Gärungschemie unter →Karl Balling widmete, praktizierte er in der Brauerei von Gabriel Sedlmayr in München und unternahm anschließend eine ausgedehnte Bildungsreise durch Frankreich, England, Belgien und Deutschland, um die dortigen größeren Brauereien näher kennenzulernen. 1847 nach Prag zurückgekehrt, übernahm er die Leitung der von seinem Vater begründeten Bierbrauerei und Spiritusbrennerei am Karlsplatz. Durch praktische Studien zur Veredelung des Rohmaterials wie auch zur Obst- und Weinkultur förderte S. die Kenntnis der modernen Brautechnik und Gärungschemie wesentlich. Er setzte sich vehement für die Einführung der Malzsteuer ein und publizierte 1867 dazu den „Antrag auf Einführung einer zeitgemäßen Malzsteuer und Herabsetzung des Steuersatzes bei der Bierproduktion, dann auf Reorganisation der Finanzwache“. Im Dezember 1868 gründete er aus eigenen Mitteln eine Braufachschule mit böhmischer Unterrichtssprache in Prag, der er als Direktor vorstand. Privat betrieb S. geologische und paläontologische Studien und brachte durch Ankauf, wie auch durch eigene Aufsammlungen, die neben der berühmten Sammlung von →Joachim Barrande beste und vollständigste Sammlung von Fossilien des älteren Paläozoikums in Böhmen zustande; besonders reich waren seine Bestände an Trilobiten und Brachiopoden. Auf der Weltausstellung in Paris 1867 zeigte er Fossilien und publizierte dazu den „Catalogue des fossiles du Système Silurien du centre de la Bohème de la collection de J. M. Schary de Prague“. S. beschenkte bedeutende paläontologische Sammlungen, darunter das Naturhistorische Hofmuseum und die Geologische Reichsanstalt in Wien wie auch die Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München, großzügig mit Dubletten aus seinen Beständen. Seine Hauptsammlung war als Geschenk für das Naturhistorische Hofmuseum in Wien geplant, wurde jedoch 1882 von seinem Sohn Josef Zdenko um 28.000 fl an das Museum of Comparative Zoology der Harvard University verkauft. S. wirkte 1849–51 und 1869–71 im Prager Gemeinderat und wurde 1861 in den Landtag gewählt. Ab 1853 Mitglied der Handels- und Gewerbekammer in Prag und ab 1862 deren Ehrenmitglied, gehörte er lange Zeit dem Verwaltungsausschuss der Gesellschaft des Museums des Königreichs Böhmen an. 1874 erhielt er das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1876 das Kommandeurkreuz des päpstlichen Silvesterordens, 1877 den russischen Stanislaus-Orden und das Ritterkreuz des schwedischen Wasa-Ordens sowie 1879 das Ritterkreuz 1. Klasse des königlich bayerischen Verdienst-Ordens vom heiligen Michael. 1878 wurde er in den Adelsstand erhoben. Nach ihm wurde 1872 ein Trilobit Bronteus scharyi, 1946 eine Trilobiten-Gattung Scharyia und 2020 eine Gattung fossiler Fische Johannaspis benannt.

L.: NFP (Abendblatt), Prager Abendblatt, Wiener Abendpost, Wiener Allgemeine Zeitung (Mittagblatt), 9., Prager Tagblatt, 10., 11. (Parte), Prager Abendblatt, 14. 2. 1881; NFP, 1. 2. 1882 (Abendblatt); Otto; W. R. Weitenweber, in: Lotos 10, 1860, S. 100f.; Wiener Landwirtschaftliche Zeitung 31, 1881, S. 93; Národní listy 21, 1881, Nr. 35 (mit Parte); Gambrinus 8, 1881, S. 53ff. (mit Bild), 26, 1899, S. 1037; Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauerei und Malzfabrikation 9, 1881, S. 145f. (mit Bild); A. Wraný, Die Pflege der Mineralogie in Böhmen, 1896, s. Reg.; R. Horný – F. Bastl, Type specimens of fossils in the National Museum Prague 1, Trilobita, 1970, S. 30; Kostel svatého Štěpána, Praha, CZ.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)