Scheda, Josef von (1815-1888), Generalmajor, Geograph und Kartograph

Scheda Josef von, General, Geograph und Kartograph. * Padua (Venetien), 21. 9. 1815; † Wien-Mauer, 23. 7. 1888. Sohn eines Militärarztes; trat nach Besuch der Kadettenakad. in Graz 1829 als unobligater Rgt.Kadett in das IR 41 ein, fand 1832/33 im Truppendienst, 1834–37 als Rgt.Adj. und Leiter der Rgt.Kadettenschule (1836 Lt.), ab 1838 in der Militär-Zeichnungskanzlei und im topograph. Büro des Gen.-Stabs Verwendung. Nach Errichtung des Militärgeograph. Inst. in Wien 1842 trat er dort als Militärbeamter ein und wurde Vorstand der Abt. für Lithographie – 1854–57 auch Vorstand der Kupferstichabt. –, 1851 Hptm., 1857 Mjr., 1860 Oberstlt. im Ing.-Geographenkorps; 1861 dem IR 61 zugeteilt, tat er wieder Dienst in der Abt. für Lithographie und wurde 1868 zum Obst. im Armeestand befördert. Ab 1869 leitete er die aus den Abt. für Topographie, Lithographie und Kupferstich gebildete 1. Gruppe des Militärgeograph. Inst., dann ab 1876 als Tit.GM i. R. Berufungen seitens des russ. Gen.Stabes wie des Militärgeograph. Inst. in Mailand lehnte er ab. S., ab 1869 für sämtliche kartograph. Arbeiten des Militärgeograph. Inst. verantwortlich, veröff. selbst zahlreiche bedeutende Kartenwerke, von denen die ab 1856 erschienene Karte des österr. K.Staates, die bis zur Jh.Wende grundlegend blieb, sowie eine Karte der europ. Türkei bes. hervorzuheben sind. S. wies bei den unter seiner Leitung und von ihm selbst erarbeiteten Karten in Darstellung und Reproduktion neue Wege. Als erster in Österr. berücksichtigte er geolog. Zusammenhänge bei der Wiedergabe der Geländeverhältnisse. Versiert in allen Reproduktionstechniken, hatte er wesentlichen Anteil an der Verbesserung des Kartenkupferstichs, vor allem aber an der Entwicklung der Lithographie. Erstmals in Europa wandte er erfolgreich in großem Stil die Farblithographie an und führte in diese 1845 den Linienfarbendruck ein, eine bes. für die Vervielfältigung geognost. und geolog. Karten wichtige Neuerung. Er entwarf auch Schulwandkarten und entwickelte im Zinnguß hergestellte topograph. Modelle als Lehrmittel für Militärakad. und Techn. Hochschulen. S. brachte das Militärgeograph. Inst., dessen Erzeugnisse vielfach prämiert wurden, zu internationalem Ansehen und machte sich vor allem auch um die 1872–89 erfolgte Dritte oder Franzisko-Josephin. Landesaufnahme verdient. Er erfuhr zahlreiche inund ausländische Ehrungen, 1864 nob., Ehrenmitgl. mehrerer geograph. und geolog. Ges. 1872 gab die unter der Patronanz des Gf. Wilczek stehende österr. Polarexpedition einer der Barents-Inseln den Namen S.s.

W.: Gen.-Karte von Europa . . ., 25 Bll. (1: 2 592 000), 1845–47, 2. Aufl. 1859; Leitfaden zum Gebrauche der Situations-Zeichnungs-Schule, 1854; Schulwandkarte von Europa, 4 Bll. (l : 4 000 000), 1855; Gen.-Karte des oesterr. K. Staates . . ., 20 Bll. (l: 576 000), 1856–69, Neuaufl.: Gen.-Karte der oesterr.ung. Monarchie . . ., 1870, erweiterte Ausg.: Gen.-Karte von Central-Europa, 47 Bll., 1871, vergrößerte Ausg., 207 Bll. (1 : 300 000), 1873–76; Gen.-Karte der europ. Türkei und des Kg.Reiches Griechenland, 13 Bll. (l : 864 000), 1869; Karte des oesterr.-ung. Reiches, 4 Bll. (1 : 1 000 000), 1873; S. –Steinhauser’s Hand-Atlas der neuesten Geographie . . ., gem. mit A. Steinhauser, 2 Abt. (47 Bll.), 1874–81; topograph. Modelle; etc. – Nachlaß, KA Wien.
L.: N. Fr. Pr. und Wr. Ztg. vom 23. 7. 1888 (beide Abendausg.); Vedette vom 1. 8. 1888; Oesterr.-Ung. Wehr-Ztg. „Der Kamerad“ vom 26. 7. 1888; Z. für Schul-Geographie 9, 1888, S. 373; Jahresberr. über die Veränderungen und Fortschritte im Militärwesen 15, (1888), S. 489; Leopoldina 24, 1888, S. 168f.; Dt. Rundschau für Geographie und Statistik 11, 1889, S. 45ff.; Geograph. Jb. 14, 1891, S. 228; L. Baumgarten, in: Kartograph. und Schulgeograph. Z. 9, 1921, S. 114; ADB 53; Kosch, Kath. Deutschland; Wurzbach; 125 Jahre Hauptgebäude des Bundesamtes für Eichund Vermessungswesen 1841–1966, 1966, S. 49, 117f.; Lex. zur Geschichte der Kartographie 2, bearb. von I. Kretschmer, J. Dörflinger und F. Wawrik ( = Die Kartographie und ihre Randgebiete C/2), 1986; A. Durstmüller d. J. – N. Frank, 500 Jahre Druck in Österr. 2, (1986), S. 220; Militärkarten. Österr. Militärkartographie 1648–1987 . . ., (1987), n. 31; E. Nischer, Österr. Kartographen, o. J., S. 178ff.; 1. Kretschmer, J. Ritter v. S. (1815–88), Losebl. Druck, o. J.
(P. Broucek – F. Hillbrand-Grill)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 56f.
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