Scheid, Georg Adam (1838-1921), Industrieller

Scheid Georg Adam, Industrieller. * Schönau, Baden-Württemberg (BRD), 28. 7. 1838; † Meran (Südtirol), 3. 4. 1921. Trat 1853 in eine kaufmänn. Lehre ein und arbeitete dann in Pforzheim und Stuttgart, ab 1858 in Wien in der Werkstätte des Gold-, Silberwaren- und Juwelenerzeugers M. Markowitsch. S. heiratete eine der Töchter des Chefs und trat 1862 als Gesellschafter in das Unternehmen ein (Fa. Markowitsch & S.). Dieses wurde nach der 1880 erfolgten Übersiedlung nach Wien VI. 1882 in die Einzelfa. G. A. S. umgewandelt. Das reichhaltige Produktionsprogramm umfaßte u. a. Zigarettenetuis, Puderdosen, Schreibgarnituren, Toilettegarnituren und Schmuckkassetten und exportierte auch nach Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien, Belgien und Spanien. Der Bedarf der großangelegten Schmuckerzeugung (es wurden bis zu 300 Arbeiter beschäftigt) empfahl die Errichtung einer Edelmetall-Legier- und Scheideanstalt (1884) unter der Fa. G. A. S.sche Affinerie, in der das Gold vom Silber getrennt – affiniert – und aus Edelmetallabfällen Rohmaterial und Halbfabrikate (Bleche und Drähte) hergestellt wurden. Diese Affinerie belieferte schließlich nicht nur die eigene Fabrik, sondern auch Unternehmen im Ausland; es wurden Schwesteranstalten in Budapest (1891), Prag (1920) und Bukarest (1923) gegründet. 1897 wurde das Unternehmen wieder in eine Ges. umgewandelt, an der neben S. seine Söhne Artur (1870–1897) und Robert (1872–1950) sowie sein Neffe Georg S. (1850–1937) beteiligt waren. 1911 schied S. aus der Ges.; sie wurde vorerst von Georg und Robert und später von Robert und Ludwig S. (1886–1960), einem weiteren Sohn S.s, weitergeführt. S. war es gelungen, im Bereich der Schmuckerzeugung, insbes. aber auch der Verwertung von Altedelmetallen ein Unternehmen von überregionaler Bedeutung aufzubauen. Während dieses seine Stellung auf dem Schmucksektor nach dem Ersten Weltkriegtrotz Bemühens um den Markt in Übersee einbüßte und die Schmuckfabrik 1923 liquidiert wurde, bestand die florierende Affinerie weiter und wurde 1962 durch Fusionierung mit der Louis Roessler GesmbH. zur Fa. ÖGUSSA GesmbH. & Co. Kg.

L.: Das Kleine Volksbl. vom 15. 5. 1958; E. Blaschek, Mariahilf einst und jetzt, (1926), s. Reg.; R. Granichstaedten-Czerva – J. Mentschl – G. Otruba, Altösterr. Unternehmer ( = Österr.-R. 365/367), (1969); R. Janotka, Die Entwicklung einerWr. metallverarbeitenden Fa. an Hand des Beispieles der ÖGUSSA . . . 1962–72, Diplomarbeit, Inst. für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Hochschule für Welthandel Wien, 1973; Ch. Böhler, Die Entwicklung einer Wr. metallverarbeitenden Fa. an Hand des Beispieles der G. A. S.schen Affinerie . . . bis . . . 1962, Diplomarbeit, Inst. für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Hochschule für Welthandel Wien, 1974; Mitt. R. Kerschbaumer, Wien.
(J. Mentschl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 46, 1990), S. 62f.
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